Tschernobyl – Fukushima – Cattenom? Nachlese zur Metzer Demo vom 14. September 2013

Von | 20.09.2013

Radioaktivität kennt keine Grenzen;
unser Einsatz für die regionale Energiewende auch nicht!

Tschernobyl – Fukushima – Cattenom?
Nachlese zur Metzer Demo vom 14. September 2013

Demo Metz 2013Nein, das war wahrhaftig kein Demo-Spaziergangswetter in Metz. Nieselregen, mal mehr, mal weniger, wenige Sonnenstrahlen, frisch und doch nicht richtig kühl, auch nicht wohlig-wärmend. Halt eben kein Demo-Spaziergangswetter im altehrwürdigen Metz mit seiner wechselvollen deutsch-französischen Geschichte: Einst blutiger Zankapfel zwischen dem Deutschen Reich und der Grande Nation Frankreich.

Und mittenmang wie immer die Letzeburger, die sowohl das Eine wie das Andere waren, immer noch sind. Die geben in dieser Melange den Ton an:
Mit dem Trio MANNIJO auf dem Place de Republique vor mehreren Hundert unverdrossenen alt– und junggedienten Anti-Akw-Kämpen aus allen Landen rings um´s lothringische Metz: aus der Großregion Trier, aus dem Saarland, dem Ländchen (Luxemburg), Belgien auch.

Manni und Jo heizten ein durch altbekannte Songs aus den glorreichen Jahren der Anti-Anti-AKW-Bewegung mit dem Grundtenor „Wo Recht zu Unrecht wird, da wird Widerstand zur Pflicht!“. Wohlgemerkt dreisprachig: Französisch, Letzeburgisch und Deutsch. Ja so ähnlich hatte es angefangen im badischen Whyl, wo schon in den 80iger Jahren Deutsche und Franzosen hatten vergessen lassen, dass ihre vorangegangen Generationen sich noch gegenseitig als Erbfeinde bekriegt hatten: „Jeder Stoß ein Franzos, vive la France contre les boches (die deutschen Schweine)!“

Metz, das ist massive in Stein verewigte Hochkultur, alles überragend die altehrwürdige Kathedrale. An der vorbei ziehen die ca. 400 fahnen-schwenkenden Demonstranten vorbei mit der lachenden Sonne(nkraft) samt einem ohrenbetäubenden Trillerpfeifenkonzert. Und mit dem Stakkato auf den Lippen: Cattenom – Non Merci! Abschalten, Abschalten! Zwischendurch- ein wenig verloren noch – erblickt man die kleineren Orangefahnen mit der Aufschrift „Stop Bure!“ (was ja meint: Stoppt das geplante Atommüllendlager).

Samstag: Da ist Shopping angesagt in der Innenstadt von Metz. Waren allerdings in früheren Jahren die Anti-AKW-Demonstranten noch die Störenfriede, so gehören die jetzt halt dazu. Als ahnten die Passanten in der Nach-Fukushima-Zeit und angesichts der ununterbrochen Pannenserie von Cattenom: Nichts ist unmöglich! Und das ist nicht bloß ein Toyota-Werbegag. Nein, Tschernobyl, Fukushima, Cattenom? Cattenom! Ja, der Supergau ist möglich, auch hier! Und wir hier in Metz, wo es nur noch blasse Erinnerungen an den vergangenen Krieg gibt, wo wir heutzutage just for fun zum grenzenlosen Shopping, zum Tagesausflug nach Metz unterwegs sind, da ahnen wir, dass es so nicht weitergehen kann mit dem nuklearen Roulette.

Irgendwann, dann…, nein, nicht dran denken. Aber wo sind die Alternativen?

Ja, wo sind die Alternativen? Wie sehen sie aus? Sie gibt es, in Schönau zum Beispiel, einer 2000 EW-Gemeinde im Schwarzwald. Das versichert Tanja Gaudian auf dem Sprecherpodium auf dem Place de Republique im Herzen von Metz, ein energisches Powerbündel, das Deutsch-Französisch fast simultan klarstellt: „In Frankreich arbeiten ca. 100 000 Menschen in der Atomindustrie, in Deutschland sind es ca. 400 000 Menschen bei den Erneuerbaren Energien!“ Sie buchstabiert es durch: „Ökonomie ist Ökologie ist Ökonomie ist Ökologie….ist Nachhaltigkeit und sichert sinnvolle Arbeitsplätze in vielen kleinen Unternehmen!“ Das ist eine handfeste Kampfansage an den Staatsmonopolisten EDF (Électricité de France). Und diese konstruktive Kampfansage ist notwendiger denn je. Ja, Tanja hat sich ihren Beifall redlich verdient, und die anderen Redner ebenso, die aufzeigen welche Gefahren uns von Cattenom, von dem geplanten Atommüllendlager Bure und von Fukushima und der derzeitigen beängstigend reaktionären jaoanischen Regierungspolitik drohen.

Das gehört zusammen: Die drohende Gefahr und der machbare Ausweg! Sind sie deswegen freundlicher geworden die Shopper, die Passanten, weil es glaubwürdige, praktikable Alternativen gibt? Weil wir unabhängig von der jeweiligen Nationalität ahnen, begreifen, dass wir es als Bürgerinnen selber in der Hand haben, die Energiewende hin zu 100 Prozent Erneuerbare Energien, dass es dazu keine Alternative außer dem Supergau gibt?

Ein Weiteres noch: Radioaktivität kennt keine Grenzen, aber auch keine Parteien. Die Energiewende ebenso. Das ist Sache der Bürger = Cause du peuple, hier manifestiert sich Bürgermacht. Spricht dennoch nichts dagegen, dass die Parteien die Energiewende befördern, allerdings aber nicht alleine für sich reklamieren.

Auch dies registrieren vielleicht die Shopper und Passanten in Metz an diesem niesligen Samstag des 14. September 2013: Die zahlreichen Sonnenfahnen, die wenigen Parteifahnen, die Grenzüberschreitungen: Gegen die drohende Gefahr, für die alternativlose Energiewende.


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