Rede von Thomas Heinen zum Fukushima-Gedenktag am 11. März 2016 auf dem Kornmarkt in Trier

Von | 11.03.2016

Liebe Atomkraftgegnerinnen und Atomkraftgegner. Mein Name ist Thomas Heinen und ich bin seit einigen Jahren im Anti-Atom-Netz Trier aktiv. Wir als Anti-Atom-Netz stehen in engem Kontakt mit dem Verein Sayonara Genpatsu Düsseldorf. Der Name bedeutet frei übersetzt “Tschüss Atomkraftwerk”. Unsere japanischen Freunde aus Düsseldorf haben uns mit neuesten Infos direkt aus Japan versorgt, aus denen ich Euch heute berichten werde.

Nach dem Supergau gingen alle 48 kommerziellen Reaktoren in Japan nach und nach vom Netz. Obwohl früher ein Drittel des Stroms aus AKWs kam, hat das Land zwei Jahre lang bewiesen, dass man problemlos auf Atomenergie verzichten kann!

Zugegeben, in den ersten drei Jahren nach der Katastrophe waren Stromsparmaßnahmen, wie zum Beispiel im Bereich von Klimaanlagen, Rolltreppen und der öffentlichen Beleuchtung nötig. Kein Wunder, wenn plötzlich ein Drittel des Stroms wegfällt. Doch die japanische Bevölkerung hat diese Maßnahmen klaglos akzeptiert und in den letzten beiden Jahren hatte man die Stromversorgung auch wieder so weit im Griff, dass überhaupt keine großen Stromsparmaßnahmen mehr notwendig waren, und das ohne Atomstrom!

Ohne Not und trotz heftigen Protesten aus der Bevölkerung, trotz der Gefahren durch Vulkane, Erdbeben, Tsunamis und trotz der bekannten langfristigen Folgen der Katastrophe in Fukushima hat die japanische Regierung den Wiedereinstieg durchgeboxt und vier Reaktoren wieder angefahren – aus wirtschaftlichen und militärischen Gründen, denn AKWs produzieren das Material für Atomwaffen.
Zuerst die Reaktoren eins und zwei im AKW Sendai in der Präfektur Kagoshima in Süd-Japan. Danach im Januar und Februar diesen Jahres Reaktor drei und vier im Atomkraftwerk Takahama in der westlichen Provinz Fukui. Und das, obwohl dort nur wenige Tage zuvor aus einem angrenzenden Gebäude 34 Liter verstrahltes Kühlwasser ausgelaufen waren!
Ganz aktuell hat uns am Mittwoch zum Glück die Neuigkeit erreicht, dass die beiden Reaktoren in Takahama per Gerichtsurteil wieder abgeschaltet werden mussten.

Die Richter begründeten ihr Urteil mit Sicherheitsbedenken. Die Notfallpläne zum Umgang mit einem Störfall im Kraftwerk reichten nicht aus. Übrigens trifft das unserer Meinung nach auch auf Cattenom zu, das leider immer noch nicht geschlossen wird.

Die Abschaltung der zwei Reaktoren in Takahama reicht nicht aus! Wir fordern die Abschaltung auch der beiden übrigen Reaktoren! Japan muss atomstrom-frei bleiben!

Es gibt noch weitere gute Neuigkeiten: die erneuerbaren Energien sind auch in Japan auf dem Vormarsch! Sonne und Wind schreiben keine Rechnungen. Für die Grundlast kann Wasserkraft und Geothermie aus dem Vulkangestein genutzt werden. Im April soll der Strommarkt wie bei uns liberalisiert werden, so dass die Japaner sich ihren Stromanbieter selbst aussuchen und den Atomkonzernen den Finger zeigen können!

Das könnt ihr übrigens auch hier in Deutschland – wechselt einfach zu einem echten Ökostromanbieter! Infos gibt es an unserem Stand.

Leider wird die japanische Energiewende eher blockiert, statt gefördert. Auch das ist leider eine Parallele zu Deutschland. Denn hier wie dort fürchten Lobbyisten um ihren Profit! Profit und Macht gehen offensichtlich vor Menschenleben! Die Probleme in Fukushima werden heruntergespielt, vieles wird verschwiegen und es wird eine heile Welt vorgespielt. Angeblich sei alles „unter Kontrolle“, wie der rechts-konservative Ministerpräsident Shinzo Abe sagte, als es um die Kandidatur für die Olympischen Spiele 2020 in Japan ging, die nun auch dort stattfinden werden. Sogar die Rückkehr der Menschen nach Fukushima ist im Gespräch!

Wir fordern absolute Ehrlichkeit und eine umfassende Information der Bevölkerung! Keine Rückbesiedlung verstrahlter Gebiete!

Wie sieht die Realität in Fukushima heute eigentlich aus? Die wirtschaftlichen Kosten für Japan werden auf 100 Milliarden Dollar geschätzt, wie hoch sie wirklich sind weiß niemand! Etwa 100.000 Menschen leben auch 5 Jahre nach der Katastrophe noch in Notunterkünften. Immer mehr Kinder und Jugendliche erkranken an Krebs. Bei 140 Kindern ist Schilddrüsenkrebs festgestellt worden, das ist 20 bis 50 mal häufiger als statistisch zu erwarten wäre! Einige ehemalige Arbeiter des AKW Fukushima sind schon an Leukämie erkrankt, nur ein einziger Fall davon wurde von den Behörden als beruflich bedingt anerkannt.

Wir fordern: Schluß mit der Vertuschung der Folgen des Super-GAUs!

An dieser Stelle möchte ich eine Gedenkminute für die Opfer und Leidtragenden der Katastrophe in Fukushima einlegen.

Lasst uns die Katastrophe in Fukushima nie vergessen und lasst uns gemeinsam dafür kämpfen, dass alle Atomkraftwerke weltweit abgeschaltet werden, damit so etwas nie wieder geschehen kann!

Mein Name ist Thomas Heinen vom Anti-Atom-Netz Trier und ich bedanke mich für Eure Aufmerksamkeit.