Obscurage September 2018

Von | 26.10.2018

Die EDF veröffentlicht regelmäßig Ihre Informationsblättchen im Internet (“Eclairage Hebdo”)

Wir als Anti-Atom-Netz Trier werten diese Blättchen aus, übersetzen sie für Euch und versehen sie mit ein paar Anmerkungen aus unserer Sicht.

Hier die übersetzten Blättchen vom 1.9.-5.10.2018. Danke an Brigitte!

Newsletter Woche 40 (28.9.-5.10.)
Produktion

Block 2 ist seit dem 26.5. zwecks Zehnjahresinspektion abgeschaltet. Blöcke 1, 3 und 4 in Betrieb.

Signifikante Vorkommnisse

Am 1.10. wurde ein Vorkommnis der Stufe 0 gemeldet, da die Steuervorrichtung der Ventile für die Dampfzufuhr der Blöcke 2 und 4 Mängel aufwies. Am 5.10. wurde ebenfalls ein Vorkommnis der Stufe 0 gemeldet, weil die Hinweisschilder an Brandschutzventilen in Block 2 nicht den Vorschriften entsprachen.

Hinzu kommt ein Strahlenschutzvorfall der Stufe 0 am 5.10. Dabei ging es um eine Abweichung von den Zugangsbedingungen zu einer Baustelle in der kontrollierten Zone durch Intervenierende, die ein passives Dosimeter bei sich trugen, das die tatsächliche Exposition gegenüber den ionisierenden Strahlen anzeigt, jedoch nicht ihr aktives Dosimeter, das in Echtzeit misst.

Sicherheit des Personals

Am 30.9. um 17.30 Uhr wurde in einem Raum von Block 3 außerhalb der nuklearen Zone ein Feuermelder ausgelöst. Grund war der Austritt heißer Luft nach Bedienung einer Ventilklappe im Rahmen eines regelmäßigen Tests.

Am 3.10. wurde externe Hilfe angefordert, weil ein Beschäftigter Unterleibsschmerzen hatte.

Na immerhin, die Feuermelder funktionieren und heiße Luft brennt nicht.
Kasten rechts: 420 Besucher der „Tage der Stromindustrie“! 32 Beschäftigte hatten das Vergnügen, die Besucher durch die Anlage zu führen. Selbstverständlich wird nur eine Besucherin zitiert, die ganz begeistert von der „Leidenschaft und Dynamik aller Beteiligten“ schwafelt.
Newsletter Woche 39 (22.-28.9.)
Produktion

Block 4 wurde in der Nacht vom 21. auf den 22.9. abgeschaltet, um die Steuerbarkeit der Steuerstäbe zu prüfen*. Da diese Kontrollen positiv verliefen, ging Block 4 am 23.9. wieder ans Netz. Blöcke 1 und 3 in Betrieb. Block 2 ist seit dem 26.5. zwecks Zehnjahresinspektion abgeschaltet.

* Diese befinden sich im Reaktor und dienen hauptsächlich der Anpassung der Reaktorleistung an den Bedarf.

Wären die Kontrollen nicht positiv verlaufen, hätte man das wohl kaum erwähnt.
Signifikante Vorkommnisse

Am 21.9. wurde folgender Vorfall der Stufe 0 gemeldet: Bei einem Eingriff in ein System zur Messung des Neutronenflussess hat ein Intervenierender das benachbarte Messsystem abgeschaltet, sodass dieses nicht zur Verfügung stand. Der Fehler wurde schnell behoben.

Signifikantes Transportvorkommnis der Stufe 0 in Bezug auf die Durchführung von Kontrollen der Dichte der Behälter für abgebrannte Brennelemente

Im August hat EDF anlässlich einer internen Kontrolle festgestellt, dass das Vorgehen bei der Kontrolle der Dichte der Behälter vor dem Transport nach La Hague nicht zu falschen Messdaten führen konnte. Das Volumen des bei den Dichtetests eingesetzten Instruments entsprach nicht dem vorgeschriebenen Referenzvolumen und berücksichtige nicht die Bedingungen des Umgebungsdrucks. Die Vorgehensweise wurde sofort geändert. Die systematischen Messungen bei der Ankunft zeigen, dass die Behälter dicht waren. Der Vorfall wurde am 25.9. als allgemeines Transportvorkommnis gemeldet.

Das zur Zuverlässigkeit und fachlichen Qualifizierung der „Intervenierenden“ (Leiharbeiter).

Ich hätte gerne gewusst, was man in Cattenom unter „schnell“ versteht.

Kurz und knapp: Es wurde geschlampt.

Und was heißt „sofort geändert“? Wie lange ging die Schlamperei denn schon?

Kasten rechts: Reportage des ZDF über die Zehnjahresinspektion.

Am 26.9. war ein ZDF-Team im sog. Informationszentrum und wurde vom Direktor Rosso über die Zehnjahresinspektion von Block 2 informiert. Das Team durfte sogar in die kontrollierte Zone, die Steuerwarte und den Maschinenraum. Die Journalistin Suzanne Freitag und ihre Kameraleute sind nun in alle Geheimnisse des AKW eingewiehen und zeigten sich beeindruckt von der Größe der Anlage.

Hat irgend jemand einen solchen Bericht im ZDF gesehen? Ich hätte schon gern gewusst, ob sie tatsächlich Hofberichterstattung für EDF machen. Möglicherweise ist aber die Berichterstattung in diesem EDF-Schmierblättchen genauso zutreffend wie die Schreibweise des Namens der Journalistin.

Nachtrag: Hier findet man den Bericht online. Bildet Euch selbst Eure Meinung, wie unkritisch der Beitrag rüberkommt.

Newsletter Woche 38 (15.-21.9.)
Produktion

Block 3 ging am 21.9. kurz nach 5 Uhr wieder ans Netz. Der Reaktor hatte sich am 18.9. um die Mittagszeit automatisch abgeschaltet. Grund: Eines der 4 Systeme zur automatischen Abschaltung hatte eine falsche Angabe übermittelt und damit diese automatische Abschaltung ausgelöst. Es wurden Schaltkästen ausgetauscht und Fühler kontrolliert. Blöcke 1 und 4 in Betrieb, Block 2 weiterhin abgeschaltet.

Signifikantes Vorkommnis

Am 19.9. wurde die o.g. Abschaltung als Vorkommnis der Stufe 0 gemeldet.

Kasten rechts: Die Wissenschaft feiert Nein, das ist keine Falschübersetzung von mir, sondern die wörtliche Übersetzung des Titels im typischen EDF-Neusprech. Demnach ist auch die Wissenschaft ein zum Feiern fähiges Subjekt, was schon ein etwas merkwürdiges Wissenschaftsverständnis verrät. Beworben wird wieder einmal eine Veranstaltung für die Öffentlichkeit zum unverfänglichen Thema Meteorologie.
Newsletter Woche 37 (8.-14.9.)
Produktion

Block 2 ist seit dem 26.5. zwecks Zehnjahresinspektion abgeschaltet. Alle anderen Blöcke sind in Betrieb.

Signifikante Vorkommnisse

Davon gab es 2 der Stufe 0.

Am 13.9. stießen Intervenierende im Zuge von Wartungsarbeiten in einem Schaltraum des Gebäudes, in dem einer der Notstromdiesel von Block 3 untergebracht ist, mit einer Gerüststange an einen Brandschutzkasten. Dadurch wurden die Belüftung des Gebäudes und die vorübergehende Nichtverfügbarkeit des Diesels ausgelöst.

Am 14.9. wurde die unterlassene Reinigung der beiden Pumpstationen des AKW („Zu- und Ableitungsbecken“) gemeldet. Diese Reinigung ist im Rahmen der präventiven Wartung vorgeschrieben.

Wie lange der Diesel nicht betriebsbereit bzw. die Reinigung der Wasserbecken schon überfällig war, wird natürlich nicht verraten.
Zahl der Woche

Für die Woche vom 8. bis 12.10. („Fest der Wissenschaft“) haben sich 9 Grundschulen und über 300 Schüler angemeldet.

Je früher die Gehirnwäsche beginnt, desto besser funktioniert sie. Kein Wunder also, dass der Besuch von über 300 Schülern bejubelt wird.
Kasten rechts:

Unter dem Titel „Ein langjähriger Partner“ wird die Zusammenarbeit mit GIMEst (Zusammenschluss der Wartungsunternehmen von Ostfrankreich) bejubelt. Es handelt sich um über 100 Unternehmen, die in der Region Grand Est in den AKWs Cattenom, Chooz, Nogent und Fessenheim arbeiten.

Wie EDF stehen diese Auftragnehmer vor dem Problem des Fachkräftemangels.

Das sind die, die bei den „Inspektionen“ die Aufträge bekommen und die Drecksarbeit von Leiharbeitern machen lassen (die als „Intervenierende“ bezeichnet werden).

Mir kommen die Tränen! Wollen womöglich nicht mehr genug Leiharbeiter diese gefährliche Drecksarbeit zu Hungerlöhnen übernehmen?!

Newsletter Woche 36 (1.-7.9.)
Produktion

Block 1 ging am 3.9. wieder ans Netz. Er war seit dem 11. 8. planmäßig abgeschaltet, um Arbeiten an den Leitungen vorzunehmen, die für die Kühlung des Sekundärkreislaufs sorgen (nichtnuklearer Teil der Anlage). Auch Block 4 ging am 3.9. wieder ans Netz. Er war seit dem 2.8. planmäßig abgeschaltet, um wegen des geringen Stromverbrauchs den Brennstoffverbrauch zu optimieren. Block 2 ist seit dem 26.5. zwecks Zehnjahresinspektion abgeschaltet. Block 3 ist in Betrieb.

Signifikantes Vorkommnis Stufe 0

Am 7.9. wurde nach der Wiederinbetriebnahme eines Schmierkreislaufs der Turbine im Maschinenraum von Block 2 (außerhalb der nuklearen Zone) der Austritt von Öl festgestellt. Das Öl wurde in einem Rückhaltebehälter aufgefangen.

Aktuelles

Am 3.9. haben neue Auszubildende ihre Ausbildung begonnen, insgesamt sind es jetzt 60.

Auch Selbstlob als Ausbildungsunternehmen dient selbstverständlich dem Image.
Kasten rechts: Wieder Besuch im AKW, diesmal von Industriellen, die sich zu einer „Gemeinschaft der Leader“ zählen. Wie es sich für echte Leader gehört, besteht diese Gemeinschaft fast ausschließlich aus Männern, siehe Bild.