Obscurage Oktober/November 2018

Von | 19.11.2018
Allgemeine Hinweise zum Verständnis der „Eclairages“ In dieser Spalte findet Ihr meine ganz persönliche Einschätzung dessen, was da in den Verlautbarungen steht. Vor allem der propagandistische Zweck geht gut aus den nicht informativen Teilen hervor, die dann an dieser Stelle nicht übersetzt, sondern kommentiert werden.
Newsletter 2.-9.11.
Produktion

Alle Blöcke sind in Betrieb.

Signifikante Vorkommnisse

Am 7.11. wurde ein signifikantes Umwelt-Vorkommnis gemeldet. Anlass waren Organisationsmängel (Überwachung, Priorisierung von Maßnahmen) beim Umgang mit der Einleitung von Abwässern in die Auffangbecken der Anlage.

Eine Angabe der Einstufung des Vorfalls fehlt, entweder weil es bei Umweltvorfällen keine Einstufung gibt oder weil man sich noch überlegt, wie man ihn einstufen soll.
Aktuelles

Die junge Angestellte Angélique Wonner wurde mit dem Preis „Fem Energia“ ausgezeichnet.

Das ist so ein typisches Beispiel dafür, wie EDF an einem positiven Image arbeitet. In diesem Fall an einem frauenfreundlichen, da mit diesem Preis Frauen ausgezeichnet werden, die sich in der Atomindustrie engagieren. Interessant auch, dass in der Bezeichnung des Preises nur der Begriff „Energie“ vorkommt. Aus dem restlichen Text geht aber hervor, dass der Preis von der Atomindustrie an Frauen vergeben wird, die sich in der Atomindustrie hervorgetan haben.
Newsletter 27.10.-2.11.
Produktion

Alle Blöcke sind in Betrieb.

Signifikante Vorkommnisse

Der ASN wurden 2 Vorkommnisse der Stufe 0 gemeldet:

Am 26.10. erfolgte die Meldung wegen mangelhafter Setzung von Verwaltungssanktionen an Absperrventilen der Blöcke 1, 2 und 4

Am 29.10. erfolgte die Meldung aufgrund der Unterbrechung einer Stromzelle, die dazu führte, dass eine Dampfversorgungspumpe von Block 2 einige Minuten lang nicht verfügbar war.

Hinzu kommt ein Strahlenschutzvorkommnis der Stufe 0, das am 2.10. gemeldet wurde: Abweichung von den Zugangsbedingungen zu einer Baustelle in der kontrollierten Zone von Block 4 durch Intervenierende, die nur ihr passives Dosimeter (Messung der realen Exposition gegenüber ionisierender Strahlung) und nicht ihr aktives Dosimeter (Messung in Echtzeit) trugen.

Tut mir leid, auch mit viel Phantasie erschließt sich mir nicht, was Verwaltungssanktionen mit Absperrventilen zu tun haben. Ein typisches Beispiel dafür, dass die Informationen in der „Eclairage“ oft alles andere als erhellend sind, sondern den Leser völlig ratlos zurücklassen.

Unter „Abweichung von den Zugangsbedingungen“ dürfte gemeint sein, dass die Leiharbeiter laut Vorschrift nur mit einem aktiven und nicht mit einem passiven Dosimeter in die kontrollierte Zone hineingedurft hätten.

Kasten rechts: Das Tourismusbüro der Kommunen Cattenom und Umgebung hat eine Besichtigungstour des AKW organisiert. Zweck war es, die Anbieter touristischer Leistungen über die Besichtigungen und Freizeitaktivitäten zu informieren, die die Gegend zu bieten hat. Selbstverständlich ist man in Cattenom der Meinung, dass so ein schönes AKW die tollste Attraktion ist, die man Touristen bieten kann. Abenteuer pur!
Signifikantes generisches Vorkommnis

EDF hat am 31.10. auf nationaler Ebene ein signifikantes generisches Vorkommnis der Stufe 1 gemeldet. Es betrifft die Dimensionierung der Verankerungen mehrerer 1300 MW-AKWs an den Standorten Cattenom, Flamanville, Paluel und Saint-Alban.

Im Verlauf der 3. Zehnjahresinspektion einiger dieser Blöcke wurde bei der Vornahme von Veränderungen an den Anlagen festgestellt, dass bei der Dimensionierung bestimmter Bodenverankerungen die Deckschicht nicht berücksichtigt wurde. Dadurch könnte die Erdbebensicherheit dieser Reaktoren beeinträchtigt sein. Bei zwei Veränderungen an den Kabelpritschen ergaben die Analysen, dass die Unterdimensionierung im Fall eines maximalen historisch wahrscheinlichen Erdbebens (SMHV) keine Auswirkungen hätte. Für den Fall eines zur Sicherheit angenommenen noch stärkeren Erdbebens (SMS*) konnte dies jedoch nicht nachgewiesen werden. Die Verankerungen sollen so bald wie möglich verstärkt werden. Bei drei Veränderungen des Belüftungssystems konnte die SMHV nicht gewährleistet werden. Die Verstärkung wurde in Block 2 von Cattenom bereits auf beiden Kanälen vorgenommen, in Block 1 auf einem.

* Die Systeme eines AKW müssen beide Stärken aushalten können und sind entsprechend zu dimensionieren.

Diesmal besteht das Wochenblättchen aus 2 Seiten. Das ist immer ein schlechtes Zeichen, denn es bedeutet, dass über ein Vorkommnis der Stufe 1 zu berichten ist, das mehrere AKWs betrifft, darunter auch Cattenom.

Die Meldungen der Stufe 1 konnte man bisher auf einer Seite der Commission Locale d‘Information CLI auf der Website des Departements Moselle auch auf Deutsch finden. Der Link, den ich mir gelegt hatte, führt allerdings ins Nichts.

Newsletter 20.-26.10.
Produktion

Am 21.10. kurz vor 5 Uhr ging Block 4 wieder ans Netz. Die Abschaltung war in der Nacht vom 19. auf den 20.10. erfolgt, um die Steuerbarkeit der Steuerstäbe zu testen. Der Test ergab die erwarteten Ergebnisse. Alle Blöcke sind in Betrieb.

Signifikante Vorkommnisse

Am 23.10. wurde ein Transport-Vorkommnis der Stufe 0 gemeldet, weil die Intensität der Strahlung eines Transports nach Saint-Alban nicht vollständig gemessen wurde. Zwar wurden die Grenzwerte nicht überschritten, das beförderte Paket wurde jedoch falsch kategorisiert.

Fehler

Ein im Newsletter vom 5.10. gemeldeter Vorfall der Stufe 0 betraf nur Block 4, nicht Block 2.

Sicherheit des Personals

Am 23.10. wurde externe Hilfe angefordert, weil eine Person Schmerzen im Knöchel hatte. Sie wurde zur weiteren Behandlung ins Krankenhaus gebracht.

Kasten rechts: Sitzung der Lokalen Informationskommission (CLI)

Wie im „Gesetz über den energetischen Wandel für grünes Wachstum“ vorgesehen, organisiert die CLI alljährlich eine öffentliche Sitzung. Es war die dritte der Kommission in diesem Jahr. Ca. 30 Teilnehmer hatten sich eingefunden, um sich über verschiedene Themen informieren zu lassen, etwa die Bilanz der 3. Zehnjahresinspektion von Block 2.

Diese tolle Wortschöpfung der französischen Juristen für ein Gesetz, das den Weiterbetrieb der AKWs über Jahrzehnte festschreibt, wollte ich Euch nicht vorenthalten.

Auf dem Bild sieht es so aus, als hätten im Publikum nur zwei Personen gesessen und alle anderen auf dem Podium.

Woche 13.-19.10.
Produktion

Block 2 ging am 14.10. nach der 3. Zehnjahresinspektion wieder ans Netz, nachdem er am 26.5. abgeschaltet worden war. In über 4 Monaten wurden fast 3000 Intervenierende eingesetzt, die 18000 Aktivitäten erledigten, darunter 150 Veränderungen an den Anlagen und zahlreiche vorgeschriebene Kontrollen. Diese Inspektion ist Voraussetzung für die Genehmigung des Weiterbetriebs für die nächsten 10 Jahre durch die ASN. Außerdem wurde ein Drittel der Brennelemente ausgetauscht. Im Rahmen der Instandhaltungsarbeiten wurden der Reaktorbehälter, die Robustheit und Dichte des Primärkreislaufs und die mechanische Widerstandsfähigkeit des Mantels des Reaktorgebäudes geprüft. Außerordnetliche Instandhaltungsmaßnahmen waren der Austausch der Pole der Haupttransformatoren, die Auskleidung des Reaktorgebäudes, die Überholung der Steuerungskontrolle, die vollständige Inspektion des Dampfturbosatzes im Maschinenraum. Die Blöcke 3 und 4 werden in den Jahren 2021 bis 2023 inspiziert.

In Cattenom wird gern mit großen Zahlen geprotzt. Dass fast 3000 Leiharbeiter zugange waren, die außerdem die Sicherheitsvorschriften nicht so genau nehmen (siehe entsprechende Meldungen in den Vorwochen), beeindruckt mich jetzt nicht gerade positiv. Und was sind wohl 18000 Aktivitäten? Haben sie da jeden Handgriff einzeln gezählt?
Im Kasten rechts wird wieder einmal über eine Messe in Thionville berichtet, auf der das AKW vertreten war. Sie diente der Verbesserung der Kontakte zu den Lieferanten, die sehr am Stand des AKWs interessiert waren. Das Interesse dürfte vor allem darin begründet liegen, dass EDF trotz schlechter Bilanzen nie Geldsorgen zu haben braucht, denn notfalls müssen halt die Steuerzahler ran.