Obscurage November/Dezember 2018

Von | 12.12.2018
Allgemeine Hinweise zum Verständnis der „Eclairages“

Es handelt sich hier nicht um vollständige Übersetzungen, sondern lediglich um Zusammenfassungen mit möglichst präziser Übersetzung der wichtigen Punkte. Dies betrifft insbesondere die Meldung der Vorkommnisse, von denen es mehrere Kategorien gibt (Sicherheit, Strahlenschutz, Umwelt). Die praktisch immer folgende Floskel, der Vorfall habe keinerlei Auswirkungen gehabt, wird hier z. B. nicht übersetzt.

Der Newsletter enthält obligatorische und propagandistische Teile. Obligatorisch sind die Kategorien „Produktion“ (welche Blöcke sind in Betrieb und welche aus welchen Gründen abgeschaltet), Signifikante Vorkommnisse (also Störfälle mit Angabe der Einstufung der Schwere des Vorfalls auf einer Skala von 0-7) und „Sicherheit des Personals“. Da diese Angaben nicht gerade positiv rüberkommen, folgt dann anschließend bzw. in einer Spalte rechts irgendwas Erbauliches.

Glossar:

Die Abkürzung ASN steht für „Autorité de Sûreté Nucléaire“. Das ist die französische Atomaufsicht, der Vorkommnisse zu melden sind.

Als „Intervenierende“ werden diejenigen Arbeitnehmer bezeichnet, die nicht direkt bei EDF angestellt sind, sondern von Leiharbeitsfirmen geschickt werden, also Leiharbeiter.

„Generische“ Vorkommnisse sind solche, die mehrere Atomkraftwerke betreffen.

In dieser Spalte findet Ihr meine ganz persönliche Einschätzung dessen, was da in den Verlautbarungen steht. Vor allem der propagandistische Zweck geht gut aus den nicht informativen Teilen hervor, die dann an dieser Stelle nicht übersetzt, sondern kommentiert werden.
Newsletter 1.-7.12.
Produktion

Alle 4 Blöcke sind in Betrieb.

Sicherheit des Personals

Am 5.12. wurde externe Hilfe angefordert, weil ein Beschäftigter sich unwohl fühlte. Er wurde ins Krankenhaus gebracht.

Aktuelles

Das AKW Cattenom beteiligt sich seit vielen Jahren am „Theleton“.

Kasten rechts: Solidaritätsfeier im Informationszentrum. Fast 30 Personen nahmen an „spielerischen und pädagogischen“ Aktivitäten teil. Zu essen gab es auch. Partner waren die Vereine „Elektriker ohne Grenzen“ und „Für ein Kind“.

Dabei werden Spendengelder für gute Zwecke eingesammelt.

Was diese Kinderbelustigung mit Solidarität zu tun hat, erschließt sich mir nicht. Wahrscheinlich geht auch da eine kleine Spende an die beiden Vereine.

Newsletter 24.-30.11.
Produktion

Am Sonntag, den 25.11.2018, wurde Block 4 des Kraftwerks Cattenom kurz vor 7 Uhr wieder an das nationale Stromnetz angeschlossen. Er war am Vortag, in der Nacht von Freitag, 23.11., auf Samstag, 24.11.2018, zur Durchführung eines Tests hinsichtlich der Manövrierfähigkeit der Steuerstäbe abgeschaltet worden. Diese Kontrollen verliefen wie erwartet.
Die Steuerstäbe befinden sich im Kernreaktor und dienen hauptsächlich dazu, die Leistung des Reaktors entsprechend dem Bedarf des nationalen Stromnetzes anzupassen.
Die vier Blöcke des Kraftwerks Cattenom sind in Betrieb und versorgen das Stromnetz.

Übersetzung von der EDF-Website übernommen. Normalerweise sind solche Meldungen dort nicht auf Deutsch zu finden, aber das machen sie nach Lust und Laune. Verlassen kann man sich auf nichts.
Sicherheit des Personals

Am Freitag, dem 30. November 2018, gegen 00:50 Uhr, sind die Mitarbeiter des Kernkraftwerks infolge einer Rauchentwicklung am Notstromdieselaggregat von Block 2 außerhalb der nuklearen Zone tätig geworden. Der Motor war zu Testzwecken in Betrieb. Der Rauch entstand aufgrund eines Kontaktes zwischen Gehäuse und  Wärmeisolierung des heißen Motors. Gemäß unseren Richtlinien wurde die Feuerwehr gerufen, und diese war schnell vor Ort. Sie konnte keine Feuerentwicklung feststellen. Dieses Ereignis hatte keinerlei Auswirkungen weder auf die Anlage noch auf die Sicherheit des Personals.

Übersetzung von der EDF-Website übernommen.
Aktuelles

Am 29.11. fand im Festsaal von Volmerange des Mines der traditionelle Empfang für Lokalpolitiker statt. 80 geladene Gäste durften Direktor Rosso sich die Bilanz von Direktor Rosso anhören und sich mit ihm über aktuelle Themen austauschen.

Kasten rechts: Die Rollstuhlfahrerin Anita Fatis wurde von Direktor Rosso für ihre Nepal-Expedition geehrt

Das Foto mit den reich gedeckten Tischen verdeutlicht, worum es bei diesem Empfang tatsächlich ging.

Wieder eine Gelegenheit, sich ein positives Mäntelchen umzuhängen, diesmal das Inklusionsmäntelchen.

Newsletter 17.-23.11.
Produktion

Alle Blöcke sind in Betrieb.

Signifikante Vorkommnisse

Am 19.11. wurde ein signifikantes Vorkommnis der Stufe 0 gemeldet: Punktuelle Nichtverfügbarkeit der Stränge zur Messung der Aktivität in Block 3.

Hinzu kommt ein „generisches“ Vorkommnis der Stufe 1 im Zusammenhang mit der Erdbebenfestigkeit der Laufstege der Frischdampfstation.

EDF führt Untersuchungen an seinen Anlagen durch, um „Aggressor-Ziel-Paare“ im Zusammenhang mit der Analyse der indirekten Erdbebensicherheit (nicht qualifizierte Anlagenteile, die bei einem Erdbeben andere, sicherheitsrelevante Anlagenteile beschädigen könnten) zu identifizieren. Eine erste Bestandsaufnahme wurde 2015 im Rahmen der regulatorischen Post-Fukushima-Anforderungen durchgeführt und wird seitdem regelmäßig ergänzt.
2018 führte EDF Untersuchungen im Bereich der kerntechnischen Hilfsgebäude und des Hauptbehälters für die Borwassernachspeisung durch, aus denen sich ergab, dass die Erdbebensicherheit der Laufstege der Frischdampfstation** des Reaktortyps P4 (Flamanville, Paluel und Saint-Alban) bei einem Erdbeben der Referenzstärke SMHV*** sowie des Reaktortyps P’4 (Belleville, Cattenom, Golfech, Nogent-sur-Seine und Penly) bei einem Erdbeben der Referenzstärke SMS*** nicht nachgewiesen werden konnte. Diese Laufstege könnten im Erdbebenfall bestimmte periphere Anlagenteile in der Nähe der Dampferzeuger potenziell beschädigen (Schieber, Sekundärleitungen, Messketten, Stromkabel). Es wurde ein Programm eingeführt, um die Verankerungen der Strukturen dieses Teils der Laufstege der Frischdampfstation zu verstärken, damit ihre Erdbebensicherheit garantiert ist. Dies gilt für die betroffenen Reaktoren des Typs 1300*.
Die Arbeiten an diesen Laufstegen werden bei den in Betrieb befindlichen Reaktoren bis zum 18. Januar 2019 und bei den abgeschalteten Reaktoren vor dem Wiederanlaufen abgeschlossen sein.
Die Arbeiten zur Verstärkung der Verankerungen im Kernkraftwerk Cattenom (betroffene Blöcke: 2, 3 und 4) wurden vollständig abgeschlossen.
Auch wenn dieses Ereignis keine Auswirkungen auf die Sicherheit der Anlagen hatte, meldete EDF am 23. November 2018 gegenüber der Atomaufsichtsbehöde (Autorité de sûreté nucléaire) für die betroffenen Reaktoren des Typs 1300* ein generisches sicherheitsrelevantes Ereignis der Stufe 1 auf der 7-stufigen INES-Skala.

* betrifft die 1300-MW-Reaktoren Belleville 2, Cattenom 2, 3 und 4, Flamanville 1 und 2, Golfech 1, Paluel 1, 2 und 3, Penly 1 und 2 sowie Saint-Alban 1 und 2.
** Die Frischdampfstation ist ein Anbau am Reaktorgebäude, der die Hauptwasser- und Hauptdampfleitungen zur Zirkulation dieser Medien zwischen den Dampferzeugern und dem Maschinenhaus beherbergt.
*** Die Auslegung der Systeme eines Kernkraftwerks beinhaltet die Definition von zwei Referenzerdbeben: das höchste historisch wahrscheinliche Erdbeben (séisme maximal historiquement vraisemblable, SMHV), das die Stärke aller Erdbeben, die sich in den letzten 1000 Jahren in der Umgebung des Kraftwerks ereignet haben, übersteigt, und das erhöhte Sicherheitserdbeben (séisme majoré de sécurité, SMS), ein noch stärkeres, hypothetisches Erdbeben.

Dass es sich bei der Aktivität um Radioaktivität handelt, muss man sich dazudenken. Worum soll es such auch sonst handeln bei einem AKW?

Die nebenstehende Übersetzung konnte ich diesmal wieder der EDF-Website entnehmen. Zum Glück, denn von Laufstegen der Frischdampfstation und Agressor-Ziel-Paaren habe ich keine Ahnung.

Kasten rechts: Am 22.11. hat das AKW in Zusammenarbeit mit GIMEst in der Handelskammer von Yutz ein „Speed Dating“ veranstaltet. Zweck: Kontakte knüpfen zwischen lothringischen Unternehmen und Lieferanten 1. Ranges, die schon Aufträge von EDF bekommen haben. Über 200 Unternehmen konnten 20 Lieferanten treffen. Um die große Liebe ging es bei diesem „Speed Dating“ wohl eher nicht. Um das große Geschäft wohl auch nicht, da die 200 Unternehmen offenbar nicht auf Aufträge von EDF hoffen dürfen, sondern sich bei dort schon eingeführten Unternehmen (den Lieferanten 1. Ranges) um Unteraufträge bemühen müssen.
Newsletter 10.-16.11.
Produktion

Alle 4 Blöcke sind in Betrieb.

Signifikante Vorkommnisse

Am 12.11. wurde ein Vorkommnis der Stufe 0 gemeldet. Grund war ein Fehler im Programm zur präventiven Instandhaltung der Dichtungen der Blöcke 2,3 und 4. Kontrollen haben gezeigt, dass die Dichte der Dichtungen gewährleistet ist. Allerdings wurden sie nicht rechtzeitig ausgetauscht.

Hinzu kommt ein „generisches“ Vorkommnis der Stufe 1, das auch Cattenom 1 betrifft. Eine Aktualisierung der Betriebsvorschriften schreibt vor, dass bei den Überwachungssensoren an den Notstromdieseln für den Fall eines Dauerbetriebs von über 24 Stunden neue Stoppschwellen festgesetzt werden müssen. Die Verfahren zur Durchführung der Funktionstests waren jedoch nicht aktualisiert worden und trugen den neuen Schwellenwerten nicht Rechnung. Sie wurden inzwischen angepasst.

Hier habe ich mich mit der Übersetzung abgemüht. Bisher hatten sie ab Stufe 1 immer eine deutsche Übersetzung bereitgestellt, aber das machen sie jetzt wohl mehr nach Lust und Laune.
Kasten rechts: Weihnachtsvorbereitungen im Informationszentrum des AKW Mal wieder eine wunderbare Gelegenheit, Kinder im Alter von 6-12 Jahren ins AKW zu locken.