Obscurage April 2019/2

Von | 26.04.2019
Allgemeine Hinweise zum Verständnis der „Eclairages“

In dieser Spalte findet Ihr meine ganz persönliche Einschätzung dessen, was da in den Verlautbarungen steht. Vor allem der propagandistische Zweck geht gut aus den nicht informativen Teilen hervor, die dann an dieser Stelle nicht übersetzt, sondern kommentiert werden.
Newsletter vom 13.-18.4.
Am Montag, dem 15. April 2019 um 16 Uhr 14, wurde nach einer Abschaltung wegen Wartungsarbeiten, die am 19. Januar d. Js. begonnen hatten, Block 4 des Kernkraftwerks Cattenom wieder ans nationale Netz geschaltet. Der Block wird stufenweise hochgefahren und in den nächsten Tagen seine Volllast erreichen.
 
Bei dieser Abschaltung wegen Wartungsarbeiten wurde ein Drittel der Brennelemente im Reaktor ersetzt*, und es wurden zahlreiche Wartungs- und Kontrollarbeiten durchgeführt.
 Das Kraftwerkspersonal und Partnerunternehmen haben insbesonderedrei Druckbehälter des Kondensators im Maschinenhaus ersetzt, zwei Niederdruckteile der Turbine überprüft, die Thermomanschetten des Reaktordruckbehälterdeckels kontrolliert und mehrere Hydrauliktests des Primärkreislaufsystems durchgeführt.
 
Anlässlich dieser geplanten Abschaltung konnten im Kernkraftwerk Cattenom mehr als 30 Änderungen vorgenommen werden, um die Sicherheit der Anlage noch weiter zu erhöhen, u.a. die Erneuerung des Brandmelders im Reaktorgebäude.
 
Nahezu 1800 zusätzliche Kräfte darunter eine erhebliche Anzahl von lokalen Unternehmen wurden zur Verstärkung des Kraftwerkspersonals eingesetzt.
Die 4 Produktionseinheiten sind in Betrieb und versorgen das nationale Stromnetz.
Diese Bejubelung der endlich gelungenen Wiederinbetriebnahme von Block 4 stammt von der EDF-Website. Dass diese mit großer Verzögerung und diversen Problemen verbunden war, bleibt unerwähnt.
Signifikante Vorkommnisse Das AKW Cattenom hat der ASN 3 Vorkommnisse der Stufe 0 gemeldet. Die erste Meldung vom 5.4. betraf die Vornahme eines Wartungseingriffs an einem Ventil des Belüftungskreislaufs der Ummantelung des Reaktorgebäudes von Block 4 trotz Nichtvorliegens der dafür geltenden Verwaltungsvoraussetzungen. Die zweite Meldung vom 9.4. betraf das Nichtfunktionieren des Trennschalters eines Transformators während eines Tests im Rahmen des Hochfahrens von Block 4. Der Reaktor wurde abgeschaltet, der Trennschalter repariert und der Reaktor wieder hochgefahren. Die dritte Meldung vom 16.4. betraf die falsche Positionierung einer Vorrichtung zum manuellen Bedienen zweier Ventile in Block 4, die im Brandfall benutzt werden.



Wieder Block 4. Was das Kauderwelsch wahrscheinlich bedeutet: Der Eingriff hätte nach den Betriebsvorschriften nicht ohne Weiteres vorgenommen werden dürfen, vielleicht fehlte eine Genehmigung. Auch die anderen Meldungen betreffen Block 4, hätten aber eigentlich schon im Hebdo der Vorwoche stehen müssen, da die Meldungen an die ASN am 5. bzw. 9.4. gemacht wurden. Aber da wollte man dem Publikum das so vor Ostern sicher nicht zumuten und hat lieber irgendwelche Bildchen und Werbung für Kinderveranstaltungen reingepackt. Man kann sich also nicht einmal mehr darauf verlassen, dass Störfälle in der „Erhellung“ der jeweiligen Woche Erwähnung finden.
Kasten rechts: Einladung zum Besuch am 15./16. Juni
Newsletter vom 6.4.-13.4.
Block 4 ist seit dem 19.1. zwecks Inspektion abgeschaltet. Blöcke 1,2 und 3 in Betrieb. Nach dem Störfall-Feuerwerk von letzter Woche ist dies die einzige echte Information, die das Schmierblättchen von dieser Woche enthält. Block 4 immer noch nicht am Netz. Es ist offenbar schwierig …
Aktuelles Zur Füllung des restlichen Platzes wird ausführlich und mit 5 Bildern über einen Publikumslauf berichtet, den EDF sponsert.
Animation des Informationszentrums Mit Zeichnungen wird im Kasten rechts mal wieder eine Veranstaltung für Kinder am 24.4. angekündigt. Thema: molekulare Küche





Wer es ganz genau wissen will, erfährt zu diesem wichtigen Thema alles auf der Website, in hervorragender deutscher Übersetzung. Bei EDF wird halt nur das wirklich Wichtige übersetzt.






















Ab hier Übersetzung und Hervorhebung von mir. Der Versuch des Wiederhochfahrens von Block 4 war offenbar hochproblematisch und mit einem Störfall der Stufe 1 und zweien der Stufe 0 verbunden, weshalb der Block auch immer noch nicht am Netz ist (siehe Abschnitt Produktion). Diesen kursiv gesetzten Satz habe ich wörtlich übersetzt und kann wieder mal nur raten, was er bedeuten könnte, z. B. dass der Arbeitsvertrag des Leiharbeiters möglicherweise die Arbeit in der kontrollierten Zone nicht in diesem Maße zuließ (was sonst könnte das „unterschätzt“ bedeuten?)
Sicherheit des Personals Am 30.3. musste die Feuerwehr zweimal anrücken, einmal morgens und einmal abends. Am Samstag, 30.03.2019, mussten die Mitarbeiter des Kraftwerks Cattenom gegen 5.20 Uhr einschreiten, und zwar infolge einer Rauchentwicklung, die sich während der Inbetriebnahme eines Schaltkreises in einem Technikraum des Reaktorhilfsanlagengebäudes (im Kontrollbereich) ergeben hatte.
Entsprechend unseren üblichen Vorgehensweisen wurde die Feuerwehr gerufen.
Nach einigen Untersuchungen handelte es sich um Verpackungsrückstände an der neuen Wärmeisolierung, die sich an den Rohren befanden, welche im Zuge der laufenden Wartungsmaßnahmen neu isoliert wurden. Nach einer genauen Untersuchung des Raums mit den Mitarbeitern des Kraftwerks bestätigte die Feuerwehr, dass wieder alles normal sei, und sie verließ den Standort. Am Samstag, den 30. März 2019, gegen 20 Uhr, wurden die Einsatzteams des KKW Cattenom tätig, nachdem im Rahmen der Vorbereitungsarbeiten zum Wiederanfahren von Reaktorblock Nr. 4 ein Wärmegeruch im nicht nuklearen Bereich der Anlage festgestellt worden war.
 
Entsprechend den Verfahren wurde die Feuerwehr gerufen.
 
Untersuchungen ergaben, dass der Wärmegeruch nach Inbetriebnahme eines Kreislaufs im Maschinenhaus aufgetreten ist. Nach Durchführung eingehender Überprüfungen gemeinsam mit den Teams des KKW bestätigte die Feuerwehr, dass es kein Feuer gab, und verließ den Standort. Am Dienstag, den 2. April 2019, intervenierten gegen 7:50 Uhr die Mitarbeiter des Kraftwerks, nachdem es in einem Raum in Block 1 im nuklearen Teil der Anlagen zu einer Wärmeentwicklung gekommen war.
Unseren üblichen Vorgehensweisen folgend wurde die Feuerwehr gerufen.
Laut Untersuchungen war die Ursache ein überhitzter Kühlventilator.
Die Begehung des Raums erfolgte mit den Kraftwerksmitarbeitern und der Feuerwehr, die bestätigte, dass kein Feuer ausgebrochen war, und den Standort daraufhin verließ.
Dieser Vorfall hatte keinerlei Auswirkungen auf den Kraftwerksbetrieb.


Die folgenden Meldungen habe ich von der Website kopiert. Zwei der drei Einsätze betrafen – welch Zufall! – Block 4.
Signifikante generische Vorkommnisse EDF hat in dieser Woche 2 solche Vorkommnisse der Stufe 0 gemeldet, von denen auch Cattenom betroffen ist. Nr. 1: Jedes AKW besitzt ein System zur Herstellung von Unterdruck, das bei Störfällen dafür sorgen soll, dass es nicht zum Entweichen von Radioaktivität kommt. Bei den AKWs Paluel 1-3 und Cattenom 1 ist dieses System mit einem Eiswasser-Netz ausgestattet, das die Effizienz der Filtrierung verbessern soll. Dies wird regelmäßig durch Überprüfung des Wasserdurchflusses im Kühler getestet. Der Durchfluss wird mittels eines Diagramms ermittelt, das während der Tests erstellt wird. Im Verlauf von Tests in Paluel im Dezember 2018 wurde festgestellt, dass dieses Diagramm falsch war. Folglich war dieses Kriterium für die Tests des Systems der Unterdruckherstellung, auf das in den Betriebsvorschriften abgestellt wird, seit der Vornahme einer Veränderung, mit der die Filtrierung verbessert werden sollte, nicht ordnungsgemäß überprüft worden. Das Diagramm der regelmäßigen Tests wurde geändert und das Durchflusskriterium überprüft. Nr. 2: Im Verlauf der Planungen der Zehnjahresinspektionen von 900-MW-Reaktoren im Jahr 2017 war festgestellt worden, dass der Wasserverbrauch der Dampfgeneratoren im Fall von Stör- und Unfällen in den Berechnungen der Sicherheitstests unterschätzt worden war. Im Verlauf von anschließenden Sicherheitsstudien der 1300-MW-Reaktoren (u. a. Cattenom) wurde festgestellt, dass die Wasserverbrauchsstudien der Dampfgeneratoren ein größeres Wasserreservoir berücksichtigten, als im Falle von Stör- und Unfällen tatsächlich nutzbar wäre.






























Schon wieder eine Unterschätzung! Nur die Sicherheit wird regelmäßig überschätzt.



Kasten rechts: Sitzung der Lokalen Informationskommission am 2.4. Am selben Tag also, an dem die Feuerwehr mal wieder anrückte und sich der Stufe-1-Vorfall ereignete. Aber das Thema wird Direktor Rosso wohl nicht angesprochen haben.