Brief an die Fraktionen im Kreistag Trier-Saarburg und Stadtrat Trier bezüglich unserer Meldung über die Veränderung der Strahlen-Messwerte an den EDF-Stationen

Von | 24.06.2019

An die Fraktionen der demokratischen Parteien im Stadtrat Trier und im Kreistag Trier-Saarburg

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ende Februar dieses Jahres hatte unsere Messgruppe MAUS e.V. (www.maus-trier.de) verantwortliche Politiker in der Region darauf aufmerksam gemacht, dass im Januar eine Anomalie bei 19 Radioaktivitätsmessstationen der EDF (Betreiber des AKW Cattenom) im Portal EURDEP angezeigt wurde. (Ohne erhöhte Freisetzung von Radioaktivität, das hatten wir überprüft!)

Die EDF hatte gegenüber dem Trierer Oberbürgermeister Leibe – der sofort auf unser Schreiben reagiert hatte – die Erhöhung mit der Umrechnung von Nano Gray in Nano Sievert mit dem Faktor 1,2 aufgrund einer Vorschrift des IRSN (französisches Institut für Strahlenschutz und nukleare Sicherheit) erklärt.

Die gleiche Erklärung haben wir auf unser Schreiben hin vom luxemburgischen Gesundheitsministerium und den Umweltministerien von Rheinland- Pfalz und vom Saarland erhalten.

Diese Erklärung hat uns zunächst nicht befriedigt, da der für Photonenstrahlung – und Gammastrahlung ist Photonenstrahlung – vorgesehene Umrechnungsfaktor von Gray in Sievert 1 beträgt, die Werte also auch bei Umrechnung hätten identisch sein müssen.

Inzwischen haben wir durch eine Nachfrage unsererseits beim Bundesamt für Strahlenschutz eine nachvollziehbare Erklärung erhalten (vereinfacht gesagt: Bei der Umrechnung wird nicht die Strahlung in der Luft, sondern Cäsium-Strahlung im menschlichen Körper mit dem Faktor 1,2 berücksichtigt).

Dies ist jedoch nicht der Anlass meines Schreibens.

Ich schreibe Ihnen, weil ich es skandalös finde, dass von all den angeschrieben politisch Verantwortlichen ausgerechnet der Landrat des Kreises Trier-Saarburg, Herr Schartz, und der Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion ADD, Herr Linnertz, auf unser damaliges Schreiben überhaupt nicht reagiert haben!

Die ADD ist für den Katastrophenschutz in Bezug auf das AKW Cattenom zuständig, sieht aber offenbar keinen Anlass, dem Hinweis besorgter Bürger auf Anomalien bei französischen Messstationen für Gammastrahlung nachzugehen, geschweige denn zu antworten. Ähnliches gilt für den Landkreis, von dem Teilbereiche im Falle eines GAUs im AKW sogar von Evakuierung betroffen wären.

Die Katastrophenschutzplanung im Landkreis ist zwar katastrophal und würde im Ernstfall wenig nützen, aber bei den Zuständigen reagiert man noch nicht einmal auf merkwürdige Messwerte!

Und das vor dem Hintergrund, dass die Leitung des AKW Cattenom die durch die Fukushima- Katastrophe indizierte Frist zur Installation erdbebensicherer Notstromaggregate hat verstreichen lassen! (siehe Jahresbericht 2018 der französischen Atomaufsicht ASN)

Wo bleibt da Protest und Druck seitens der zuständigen Politiker und Katastrophenschützer?

Mehr als 50 Zwischenfälle im AKW Cattenom im Jahre 2018, aber kein seit 8 Jahren vorgeschriebenes zusätzliches erdbebensicheres Notstromaggregat!
Es ist besorgniserregend, dass die Sicherheit der Bevölkerung anscheinend keinen Stellenwert hat – weder bei der französischen Kraftwerksleitung noch bei den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung auf deutscher Seite.

Aus gutem Grund demonstrieren immer mehr Jugendliche für aktiven Klimaschutz, damit sie eine Zukunft haben. Ein GAU im AKW Cattenom würde ihnen und uns allen die Zukunft rauben.

Deswegen fordern wir Sie auf, nicht weiter stillzuhalten, sondern sich aktiv für die Stilllegung des AKW Cattenom einzusetzen.

In Erwartung einer Antwort und mit freundlichen Grüßen
Elisabeth Quaré
MAUS e.V. – Messen für aktiven Umweltschutz
http://www.maus-trier.de