Pressemitteilung: 34 Jahre nach Tschernobyl: Weiterbetrieb von AKW in Corona-Krise extrem gefährlich

Von | 24.04.2020

TRIER, 26.04.2020.

Am 34. Jahrestag der Reaktorkatastrophe gedenkt das AntiAtomNetz der Opfer, der Ver­letzten und der Hinterbliebenen. Ein stilles Gedenken ist in diesem Jahr eine wichtige Aktionsform hierzu. Niemals darf vergessen oder verdrängt werden, welche Gefahr und welche Zerstörungskraft von Atomkraftwerken ausgeht. Und wie wir gerade angesichts des Feuers in unmittelbarer Nähe des Katastrophenreaktors erleben, nicht nur von denen, die in Betrieb sind.

„Der derzeitige Brand in Tschernobyl zeigt, dass auch 34 Jahre nach der Katastrophe die Situation in und um den havarierten Reaktor jederzeit wieder eskalieren kann. Je nach Windrichtung kann der nächste Regen bei uns mit Strontium 90 und Cäsium 137 kontaminiert sein”, so Markus Pflüger, Sprecher der Initiative.

Aktuell kommt laut Elisabeth Quaré, Expertin für Strahlenmessung im AntiAtomNetz, noch eine weitere Gefahrenquelle hinzu, die es bisher so nicht gab. „Aufgrund der Corona-Epidemie wurden die Belegschaften der AKW zurückgefahren. Ebenfalls sollen viel weniger Mitarbeiter als sonst die anstehenden Sicherheitsüberprüfungen vornehmen. Weniger Personal, weniger Überprüfungen, das bedeutet noch mehr Risiko! Und das hier, wo wir durch die Nähe zum geplanten atomaren Endlager in Bure (Frankreich) und zum Pannenreaktor in Cattenom ohnehin ständig der Gefahr einer Katastrophe ausgesetzt sind. Sämtliche AKW müssen sofort vom Netz genommen werden, der Strombedarf ist wegen der Corona-Krise ohnehin stark reduziert und möglicherweise allein durch die Erneuerbaren komplett abzudecken.”

Auch in Zeiten von Corona ist die Energiewende unabdingbar. Wir müssen angesichts der sich spürbar ankündigenden Klimakatastrophe daran festhalten, dass der Energieverbrauch gesenkt wird und wir konsequent auf erneuerbare Energien umsteigen. Das AntiAtomNetz fordert die Regierungen von Bund und Ländern dazu auf, den Ausbau der Er­neuerbaren gerade jetzt gezielt zu fördern und die Krise als Chance zu verstehen.