Neues zum AKW Cattenom und zum Atomkonzern EDF

Von | 16.02.2021

Während die vier Blöcke des AKW Cattenom 2020 weiter gealtert sind, ist die Stelle des Direktors neu besetzt worden. Seit Oktober wird das Atomkraftwerk von einem Mann mit dem passenden Namen „Le Saint“ geleitet (= „der Heilige“ – für ein AKW braucht es auch göttlichen Beistand!)

Ein bisschen Statistik:

  • Wegen Brandgefahr musste 10 x die Feuerwehr gerufen werden
    (Die vielen Krankenwageneinsätze wegen verletzter oder unwohler Mitarbeiter sind nicht gezählt!)
  • Der französischen Atomaufsichtsbehörde ASN mussten 51 sicherheitsrelevante Vorkommnisse der
    Stufe Ines 0 gemeldet werden, darin enthalten: „Strahlenschutzvorkommnisse“, Grenzwertüberschreitungen, nicht funktionierende Notstrominstallationen.
  • Außerdem mussten 7 „Vorkommnisse“ der Stufe Ines 1 (von 7 Stufen) an die ASN gemeldet werden, da geht es bereits um noch schwerwiegendere sicherheitsrelevante Ereignisse

Grundsätzlich muss man sich vor Augen führen,

  • dass alle 4 AKW Blöcke nicht dem heutigen Stand von Sicherheit und Technik entsprechen und heute nicht mehr genehmigungsfähig wären,
  • dass noch nicht einmal die als Konsequenz aus der Fukushima Katastrophe vorgesehenen Nachbesserungen sämtlich durchgeführt worden sind,
  • dass das AKW besonders verletzlich im Hinblick auf Erdbeben und Flugzeugabstürze ist,
  • dass das AKW bei den gegenwärtigen heißen und trockenen Sommern die Mosel als Kühlfluss extrem belastet und 2020 sowohl der Mirgenbach Stausee neben dem AKW Komplex als auch das Reservoir in den Vogesen im September kaum noch Wasserreserven hatten.

Die französische Regierung bereitet derzeit eine Verordnung vor („projet Hercule“) um den Betreiber des AKW, den hochverschuldeten Staatkonzern EDF („éléctricité de France“) in verschiedene Sparten nach dem Bad Bank Prinzip aufzuteilen.

Die profitable Sparte EDF grün (Erneuerbare Energien und Stromnetz) wird für Privatinvestoren geöffnet. Iin die unprofitable Sparte EDF blau, die selbstverständlich vom französischen Steuerzahler finanziert werden muss, soll der gesamte Atombereich mit der teuren Unterhaltung, Nachrüstung und den unkalkulierbaren Kosten für Atommüll, AKW-Abriss und Altlasten.

Die Gewerkschaft CGT befürchtet in diesem Zusammenhang unter anderem weiteren Stellenabbau in den AKW. Deswegen haben im Dezember bereits 100 Mitarbeiter beim AKW Cattenom gestreikt.

Ab Februar 2021 ist übrigens der Beginn der 10-Jahres-Revision für Block 3 des AKW vorgesehen, mit dem Ziel, die Laufzeit des 30 Jahre alten Blocks um weitere 10 Jahre bis 2031 zu verlängern.