Liebe Atomkraftgegner*innen in und um Trier.
Wir melden uns mit einer guten Nachricht über einen bedeutenden Erfolg aus der Sommerpause zurück, der unsere Arbeit bestätigt: Nach 50 Jahren ist Tihange 1 endlich abgeschaltet! Dieser Meilenstein in Belgien zeigt, dass der europaweite Atomausstieg Realität wird – und dass Anti-Atom-Engagement wirkt.
Doch dieser Erfolg darf uns nicht ruhen lassen, denn die Gefahren vor unserer Haustür spitzen sich dramatisch zu: Die Pläne für die Laufzeitverlängerung des AKW Cattenom laufen auf Hochtouren, während die jüngste Hitzewelle die extreme Klimaanfälligkeit Cattenoms bestätigte. Hinzu kommt die beunruhigende Abhängigkeit Europas von der russischen Atomtechnologie.
Das sind ernste Herausforderungen, aber es gibt auch ermutigende Momente, die zeigen, dass der Widerstand weiter wächst: Luxemburger Gemeinden schließen sich unserem Protest gegen Cattenom an, und in Bure zwingt ziviler Druck die Atomaufsicht, Sicherheitslücken zu prüfen.
Dieser Rundbrief liefert Euch alle Fakten und Analysen zu den aktuellen Bedrohungen und den wachsenden Erfolgen. Bleiben wir wachsam und entschlossen. Jetzt gilt es, den Druck aufrechtzuerhalten!
1. Cattenom: Die akute regionale Bedrohung
Aufgeheizte Gewässer: So heiß wurde die Mosel während der Hitzewelle
Während der Hitzewelle im Juni/Juli 2025 erreichte die Mosel kritische Temperaturen. An der Messstation Palzem wurde eine Spitze von 28 Grad Celsius gemessen – exakt die zulässige Obergrenze. Die luxemburgischen Minister gaben auf eine parlamentarische Anfrage hin zu, dass eine Abschaltung nur vermieden wurde, weil das AKW auf Notfallreserven (Mirgenbach-Reservoir und Pierre-Percée-See) zurückgreifen musste. Zudem waren nur zwei Reaktoren in Betrieb. Die Erwärmung des Flusses durch das Kühlwasser ist eine ernste Bedrohung für die aquatische Artenvielfalt und zeigt die extreme Klimaanfälligkeit des Uralt-AKW.
► Wie Cattenom Notfallreserven benötigt und die Mosel-Biodiversität gefährdet: https://www.wort.lu/panorama/cattenom-so-heiss-wurde-die-mosel-waehrend-der-hitzewelle/95796389.html
Interview mit Markus Pflüger vom Anti-Atom-Netz Trier
„Es gilt deutlich zu machen, warum ein Weiterbetrieb von Cattenom zu gefährlich und letztendlich inakzeptabel ist.“
Die Debatte um die geplante Laufzeitverlängerung des AKW Cattenom spitzt sich zu. Unser Sprecher Markus Pflüger fordert, dass die Anrainerstaaten die anstehende grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) nutzen müssen, um den Weiterbetrieb der alten Pannenmeiler abzulehnen. Er kritisiert unter anderem, dass sicherheitsrelevante Nachrüstungen erst Jahre nach einer Wiederinbetriebnahme erfolgen sollen und erinnert an die Risiken durch Flugzeugabstürze und die Klimawandel-Anfälligkeit des Standortes.
► Lest das ganze Interview mit allen Argumenten zur UVP: https://antiatomnetz-trier.de/2025/08/interview-mit-markus-pflueger-vom-anti-atom-netz-trier/
Frankreichs Schuldenkrise und die Bedrohung durch Cattenom
Die französische Schuldenkrise spitzt sich zu, und der marode Atomsektor steht im Zentrum. Die Kosten für die Sanierung des AKW-Parks stiegen auf über 100 Milliarden Euro und die Endlagerung auf 40 Milliarden Euro. Das finanzielle Desaster des Betreibers EDF und die Unzuverlässigkeit der Atomenergie (Abschaltungen wegen Hitzewellen, Stromimporte aus Deutschland) gefährden uns in der Großregion. Ein Super-GAU in Cattenom würde uns laut Studien über 600 Milliarden Euro kosten.
► Wie Cattenom unsere Sicherheit und Finanzen gefährdet, erfahrt Ihr hier: https://antiatomnetz-trier.de/2025/09/frankreichs-schuldenkrise-und-die-bedrohung-durch-cattenom/
Breite Ablehnung der geplanten Laufzeitverlängerung von Cattenom: Luxemburger Gemeinden schließen sich dem Protest an
Ein starkes, grenzüberschreitendes Zeichen kommt aus Luxemburg: Ein Bündnis von fast 30 luxemburgischen Gemeinden lehnt die geplante Laufzeitverlängerung des AKW Cattenom vehement ab. Die Allianz sieht Atomenergie als „keine Zukunftstechnologie“ und fordert stattdessen ein klares Bekenntnis zu erneuerbaren Energien. Dieses Signal bestätigt uns: Der Protest in der Großregion wächst und gewinnt an politischem Gewicht.
► Die Hintergründe zur Allianz der Gemeinden gegen Atomenergie: https://antiatomnetz-trier.de/2025/09/breite-ablehnung-der-geplanten-laufzeitverlaengerung-von-cattenom-luxemburger-gemeinden-schliessen-sich-dem-protest-an/
Bericht im SR-Fernsehen über geplante Laufzeitverlängerung von Cattenom
Unser Sprecher Markus Pflüger wurde kürzlich vom SR-Fernsehen zur geplanten Laufzeitverlängerung des AKW Cattenom sowie zu der geforderten Umweltverträglichkeitsprüfung befragt.
► Hier geht’s zum Video (Der Bericht zu Cattenom beginnt ab Minute 6:27): https://www.sr-mediathek.de/index.php?seite=7&id=156148
2. Der geopolitische und ethische Kontext
Vorsicht Atom-Abhängigkeit: Putins neue Falle mit Rosatom
Nach der Gas-Abhängigkeit droht die nächste Falle: Im Nuklearbereich spielt der russische Staatskonzern Rosatom eine wachsende geopolitische Rolle. Rosatom kontrolliert 46 % der weltweiten Urananreicherungskapazitäten. Auch Deutschland ist direkt betroffen: Die Anlage in Gronau verarbeitet Uran aus Russland. Atomenergie führt uns in neue Fesseln, während Erneuerbare Energien einen beispiellosen Boom erleben.
► Warum Atomenergie keine Unabhängigkeit bringt – der ganze Artikel mit Quellen und Doku-Tipps: https://antiatomnetz-trier.de/2025/07/vorsicht-atom-abhaengigkeit-putins-neue-falle-mit-rosatom/
NIE WIEDER HIROSHIMA – NIE WIEDER NAGASAKI NIE WIEDER TSCHERNOBYL – NIE WIEDER FUKUSHIMA
Zum diesjährigen Hiroshima-/Nagasaki-Gedenktag veröffentlichten wir eine klare Erklärung: Nie wieder atomare Bedrohung! Wir fordern eine atomwaffen- und atomenergiefreie Welt. Wir kritisieren scharf, dass trotz des Ukraine-Kriegs Frankreich und Russland engste „Atompartner“ bleiben und deutsche Firmen Brennelemente für russische Reaktoren in der EU produzieren wollen. Diese atomare Kumpanei muss sofort beendet werden, denn die zivile Nutzung ist stets die unabdingbare Voraussetzung für ein militärisches Programm.
► Lest die gemeinsame Erklärung im Wortlaut: https://antiatomnetz-trier.de/2025/07/nie-wieder-hiroshima-nie-wieder-nagasaki-nie-wieder-tschernobyl-nie-wieder-fukushima/
3. Erfolg: Tihange 1 endgültig abgeschaltet
Nach 50 Jahren: Tihange 1 in der Nacht zum 1. Oktober 2025 abgeschaltet – Nur Tihange 3 ist noch aktiv
Ein wichtiger Teilerfolg in Belgien! Nach einem halben Jahrhundert Betrieb wurde der Kernreaktor Tihange 1 in der Nacht zum 1. Oktober 2025 endgültig vom Netz genommen. Damit ist Tihange 1 bereits der vierte stillgelegte belgische Reaktor. Allerdings versucht die Föderalregierung, die Stilllegung zu verzögern und hofft auf eine weitere Verlängerung, obwohl der Betreiber Engie ablehnt. Bis 2035 bleiben nur noch die Blöcke Doel 4 und Tihange 3 in Betrieb.
► Alle Details zur Abschaltung und den Verlängerungsplänen: https://ostbelgiendirekt.be/tihange-1-abgeschaltet-425869
4. Widerstand gegen Atommüll-Endlager und AKW-Laufzeiten
„Demonstration für die Zukunft“ in Bure (F) gegen das geplante atomare Endlage
Trotz massiver Polizeipräsenz und Einschüchterungsversuchen fand am 20. September 2025 in Bure eine große „Demonstration für die Zukunft“ gegen das geplante Atommüll-Endlager Cigéo statt. Über 1.500 Menschen demonstrierten friedlich und entschlossen gegen die Enteignungen. Die Organisator_innen betonten die intergenerationelle Stärke des Widerstands.
► Mehr zur Demo – Fotos, Aufrufe und Berichte:
- Fotos: Hier findet Ihr die Bilder
- Französischer Aufruf: Der Originaltext der Mobilisierung
- Erklärung der Organisator_innen (frz.): Stellungnahme nach der Demonstration
- Deutscher Bericht: „Tränengas gegen EndlagergegnerInnen in Frankreich“
Scheinbeteiligung entlarvt Sicherheitslücke: Zivilgesellschaft erzwingt Untersuchung des Worst-Case-Szenarios in Bure
Eine Analyse des „technischen Dialogs“ der französischen Atomaufsicht (ASNR) zum Endlager Cigéo zeigt: Die Beteiligung war eine reine Alibi-Veranstaltung, die grundlegende Fragen (Alternativen, Transportrisiken) bewusst ausklammerte. Trotzdem gelang den Kritiker_innen ein wichtiger Sieg: Sie erzwangen die Modellierung eines Worst-Case-Szenarios – den unkontrollierten Einsturz des Lagers während der Befüllung. Die Tatsache, dass dieses Katastrophenszenario erst durch zivilen Druck modelliert werden musste, ist der beste Beweis für die Mängel des Genehmigungsantrags.
► Die Analyse des „technischen Dialogs“ der ASNR: https://recherche-expertise.asnr.fr/page/dialogue-technique-sur-ddac-cigeo-2023-2025
Kampagne von ausgestrahlt.de „Atom-Gefahr beenden – Schweizer AKW abschalten!“
Ein Atomunfall in der Schweiz würde Deutschland radioaktiv kontaminieren. Die Organisation ausgestrahlt.de hat eine Kampagne gestartet, um die Bundes- und Landesregierungen dazu zu bringen, sich für einen straffen Ausstiegsfahrplan für die Uralt-Reaktoren in der Schweiz einzusetzen. Die Situation erinnert stark an die Risiken durch Cattenom. Bitte unterstützt diese wichtige grenzüberschreitende Forderung!
► Jetzt unterschreiben und die Abschaltung der Schweizer AKW fordern: https://weact.campact.de/petitions/atom-gefahr-beenden-schweizer-akw-abschalten
