Antiatomnetz Trier informiert:
Großregion Rheinland-Pfalz-Saar-Lor-Lux – Atomklo Europas?!
Unter dem Schirm des Corona-Stillstands treibt die belgische Regierung Planungen für ein unterirdisches Endlager für hochradioaktiven Atommüll voran. Wir erklären warum dies hochproblematisch und gefährlich ist und Widerstand und Protest sinnvoll und notwendig sind.
Eine „Strategische Umweltverträglichkeitsprüfung“ für ein geologisches Tiefen-Endlager, allerdings ohne nähere Ortsbestimmung, stellte die Belgische Atommüllbehörde (ONDRAF/NIRAS) im April 2020 ins Internet. Dazu gab es eine Frist zur Stellungnahme, die nicht mal 2 Monate betrug, nämlich vom 15. April bis 13. Juni 2020! Dies war undemokratisch, es erschwerte bis verunmöglichte eine wirkliche Bürgerbeteiligung und verhinderte Protest.
Bekannt wurde dieser Vorstoß – übrigens auch in der betroffenen belgischen Region Wallonie – vor allem, weil die luxemburgische Umweltministerin Carole Dieschbourg das Endlager- Vorhaben und dazu noch die von der belgischen Planung vorgesehen 8 möglichen Standorte veröffentlichte und zum Widerstand aufrief!
Alle Standorte liegen mehr oder weniger in Grenznähe zu Luxemburg, Deutschland oder den Niederlanden. Drei der möglichen Standorte sind nur 70 km Luftlinie von Trier entfernt! – also noch näher als das französische Endlagerprojekt CIGEO im 160km entfernten Bure/Lothringen.
Es geht um Standorte zum Vergraben hochradioaktiven, hochgefährlichen Atommülls, inklusive des tödlichen Plutoniums, das erst nach 24 000 Jahren „nur noch“ halb so viel strahlt. Tausende von Generationen haben Kosten und Risiko dieses strahlenden Erbes zu tragen. Bei einem Endlager werden gefährliche Atomtransporte CASTOR-Behältern zunehmen und erst einmal eine ebenso gefährliche oberirdische ungeschützte Atommülllagerung zur Abkühlung des noch (zu) heißen Atommülls ist notwendig.
Zum einen:
Ein „sicheres“ Atommüll-Lager für hunderttausende, ja selbst nur für hunderte von Jahren ist eine Illusion: unterirdische Wasserströme, Vulkanismus, die Folgen der Klimaveränderung … – unsere Erde ist in ständigem Wandel und eine garantierte geologische Beständigkeit gibt es auch nicht für kurze Zeiträume.
Zum anderen:
Vermeintliche „Endlager“ dienen als Alibi sowohl für den Weiterbetrieb der gealterten AKW als auch für Neuanlagen und damit für die weitere Produktion strahlenden Atommülls, für den es nirgendwo auf der Welt einen sicheren Platz gibt.
So ist der Weiterbetrieb schon angedacht:
Die flämische Partei NVA – mit 16% im belgischen Parlament vertreten – hat einen Gesetzentwurf zur Laufzeitverlängerung der 7 belgischen Reaktoren der AKW-Anlagen Doel und Tihange eingebracht. Die teilweise schon über 40 Jahre alten Reaktoren – besonders bekannt der Risse wegen ist der Reaktor Tihange 2 – sollten laut belgischem Atomausstiegsgesetz von 2003 eigentlich bis 2015, dann bis 2025 abgeschaltet werden.
Darüber hinaus will der AKW-Betreiber Engie Elektrabel Zwischenlager am Standort Tihange bauen, weil dort demnächst die Nasslager für abgebrannte Brennelemente bis aufs Äußerste ausgeschöpft sind. Auch das soll dem Weiterbetrieb über 2025 hinaus dienen. Tihange 1 ist dann 50 Jahre alt!
Unsere Forderungen:
- Keine Laufzeitverlängerung der Reaktoren in Doel und Tihange!
- Endlagerung oder treffender ausgedrückt: ein mögliches Dauerprovisorium als am wenigsten schlechter Verbleib des Atommülls erst prüfen, wenn alle Reaktoren stillgelegt sind.
- Erst nach der Stilllegung werden Umfang und Art des radioaktiven Inventars feststehen. Und erst dann kann und darf eine ernsthafte und grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung mit wirklicher Bürger*innenbeteiligung stattfinden!
- Nein zu den aktuellen Endlagern, alle Atomanlagen stilllegen!
Außerdem: Der sofortige Atomausstieg ist für die Sicherheit der Bevölkerung nötig und auch möglich, ohne die Stromversorgung zu gefährden. Alle belgischen Reaktoren sind pannenträchtig. Es lagen teilweise mehrere Reaktoren gleichzeitig monatelang still und trotzdem sind die unnötigen Lichter an den belgischen Autobahnen nicht ausgegangen. “Aus den Augen aus dem Sinn”, ist eine hochriskante Strategie, die der Atomindustrie und dem Weiterbetrieb der Hochrisikotechnologie dient.
Für grenzüberschreitenden Protest gegen alle Endlagerpläne in der Region, ob Bure oder Belgien, suchen wir Mitstreiter*innen – ebenso für die Endlagerpläne in Deutschland ab Herbst 2020!
Was haben Corona-Virus + radioaktive Strahlung gemeinsam?
- man sieht sie nicht
- man riecht sie nicht
- man schmeckt sie nicht
Aber wo sie auftreten, verbreiten sie ihre verheerende Wirkung!
Atomanlagen in der Großregion
Atomanlage | Ausbau | Luftlinie bis Trier |
---|---|---|
AKW Cattenom, F | 4 Reaktoren | 40 km |
AKW Chooz, F | 2 Reaktoren | 140 km |
AKW Tihange, B | 3 Reaktoren | 140 km |
Atommüll-Endlager Bure, F | in Vorbereitung | 160 km |
Atommüll-Endlager Belgien | in Planung | 70 km ? |
ATOMAUSSTIEG ? – das kennen wir aus Deutschland
Seit 19 Jahren wird ausgestiegen … – doch noch immer produzieren 6 Reaktoren Atommüll und eine Uran-Anreicherungsanlage und eine Brennelemente-Fabrik beliefern deutsche und europäische AKWs darunter Tihange und Cattenom. Atomkraft ist zudem nicht die Lösung des CO2- und Klimawandelproblems, sie ist ein Teil davon. Atomkraft bremst die Energiewende aus, ist überholt, überflüssig und hochgefährlich.
Eine Information des Anti-Atom-Netz Trier, wir setzen uns ein:
- für die Abschaltung des AKW Cattenom und überhaupt aller Atomanlagen weltweit!
- gegen das Endlager für hochradioaktiven Atommüll im frz. Bure
- für eine dezentrale Energiewende in Bürgerhand mit erneuerbaren Energien und Energieeinsparungen!
Mehr Infos oder Interesse mitzumachen?
Einfach melden: Anti-Atom-Netz Trier, Pfützenstraße 1, 54290 Trier
Email: kontakt@antiatomnetz-trier.de
Weitere Infos: www.ausgestrahlt.de und (F): www.sortirdunucleaire.org
Stand Juli 2020