Obscurage Februar 2019/2

Von | 19.02.2019
Allgemeine Hinweise zum Verständnis der „Eclairages“ In dieser Spalte findet Ihr meine ganz persönliche Einschätzung dessen, was da in den Verlautbarungen steht. Vor allem der propagandistische Zweck geht gut aus den nicht informativen Teilen hervor, die dann an dieser Stelle nicht übersetzt, sondern kommentiert werden.
Newsletter vom 8.2.-15.2.
Produktion Block 4 ist seit dem 19.1. zwecks Inspektion und Brennelementeaustausch abgeschaltet. Blöcke 1,2 und 3 in Betrieb.
Sicherheit des Personals Am 14.2. wurde externe Hilfe angefordert, weil ein Beschäftigter Rückenschmerzen hatte.
Signifikante Vorkommnisse Das AKW Cattenom hat der ASN 2 Sicherheits-Vorkommnisse gemeldet, eines davon am 11.2. als Stufe 0: Dabei handelte es um eine undichte Stelle im Boden des Reaktorgebäudes von Block 4. Am 8.2. wurde folgendes Vorkommnis der Stufe 1 gemeldet: Am Freitag, dem 8. Februar 2019 haben die Mitarbeiter des Kernkraftwerks Cattenom anlässlich einer periodischen Wartung einen Fehler an der  Schmiervorrichtung einer Pumpe eines der beiden Notkühlsysteme* von Reaktorblock Nr. 4 festgestellt. Dieser Reaktorblock ist zurzeit wegen Wartungsarbeiten und Erneuerung eines Teiles der Brennstäbe abgeschaltet. Vorausgehende periodische Tests haben immer auf einen ordnungsgemäßen Betrieb der Pumpe hingewiesen. Eingehendere Untersuchungen haben allerdings gezeigt, dass der Fehler an der Schmiervorrichtung keinen dauerhaften Betrieb der Pumpe gewährleisten könne. Bevor der Reaktorblock Nr. 4 wieder hochgefahren wird, werden die Mitarbeiter des Kraftwerks die Vorrichtung wieder instandsetzen. Das Ereignis hat keine Auswirkungen auf die Sicherheit der Anlagen. Block 4 ist abgeschaltet und die Einspeisefunktion wird durch eine zweite baugleiche Pumpe abgesichert. Da der Betrieb der Pumpe nicht dauerhaft gewährleistet werden konnte, hat die Werksleitung aufgrund der verspäteten Feststellung der ASN (franz. Atomsicherheitsbehörde) ein bedeutendes Sicherheitsereignis der Stufe 1 auf der 7-stufigen INES-Skala gemeldet.
Dieser als Notkühlsystem bezeichnete Kreislauf ermöglicht im Falle eines Unfalls die Einspeisung von Borwasser in den Primärkeislauf des Reaktors, um die Kühlung des Reaktorkerns zu gewährleisten. Ebenfalls am 8.2. wurde ein generisches Vorkommnis der Stufe 1 gemeldet (allerdings von EDF, nicht direkt vom AKW Cattenom): Bei Kontrollen im AKW Saint-Alban an den Verbindungen zwischen den Pumpen und den Leitungen des Zwischenkühlungskreislaufs zeigte sich, dass die Dichtungselemente im Fall eines Erdbebens undicht werden könnten. Diese Mängel betreffen die Verbindungsstücke zwischen Leitungen an allen Pumpen des Reaktors von Saint-Alban. Daraufhin wurden auch die Pumpen anderer Reaktoren, darunter Cattenom 4, untersucht. Die Reparatur ist geplant. Am 11.2. wurde ein weiteres generisches Vorkommnis der Stufe 1 gemeldet: Im AKW Chinon wurde ein Materialfehler festgestellt, und zwar die unzureichende Erdbebensicherheit von Ventilen des Lüftungssystems der Reaktorhülle. Passstifte dieser Ventile waren nicht fest genug angezogen. Dieser Fehler kann auch in Cattenom nicht ausgeschlossen werden. Die Stifte aus rostfreiem Stahl sollen jetzt durch Stifte aus schwarzem Stahl ersetzt werden.




Die nebenstehende Übersetzung habe ich von der EDF-Website kopiert. Immer, wenn sie selbst einen Störfall der Stufe 1 melden, sind sie offenbar angehalten, diese Meldung von einem professionellen Übersetzer übersetzen zu lassen. Damit dann auf der deutschen Website nicht nur der Störfall steht, lassen sie dann auch irgendwas Positiv-Propagandistisches übersetzen. Diesmal ist es die Werbung für die nächste Kinderbelustigung im AKW. Das ist gerade diesmal sehr ärgerlich, da man statt dessen eine Übersetzung der beiden generischen Vorkommnisse, die auch in dieser Woche gemeldet wurden, vergeblich sucht.




Durch die Meldung von insgesamt 4 Vorkommnissen (davon 3 der Stufe 1) ist der Newsletter diesmal sehr lang geworden, nämlich 2 Seiten. Das ist immer ein schlechtes Zeichen. Da ich mich mit der zumindest teilweisen Übersetzung dieser Störfälle selbst abmühen musste, verzichte ich auf einen Kommentar zu den Belanglosigkeiten in den zwei Kästen.

Na immerhin geplant …
Newsletter vom 2.2.-8.2.
Produktion Block 4 ist seit dem 19.1. zwecks Inspektion und Brennelementeaustausch abgeschaltet. Blöcke 1,2 und 3 in Betrieb.
Signifikante Vorkommnisse Der ASN wurde am 6.2. ein Vorkommnis der Stufe 0 gemeldet. Grund war die teilweise Durchführung einer präventiven Wartungsmaßnahme an einem Rohr eines Dampfgenerators von Block 1. Die Maßnahme soll während der nächsten Abschaltung im Mai durchgeführt werden.




Als präventive Maßnahme kann es aber im Mai nicht mehr durchgehen, eher als erheblich verspätete.



Aktuelles Am 7.2. war das Personal des luxemburgischen Polizei- und Zoll-Kooperationszentrums im AKW. Diesem Zentrum gehören deutsche, belgische, französische und luxemburgische Polizisten und Zöllner an.







Kasten rechts: 3700 Arbeitsplätze haben etwas mit dem AKW Cattenom zu tun. Eine „Studie“ des französischen Statistikamts Insee kommt zu dem Ergebnis, 900 Arbeitsplätze in der Region Ostfrankreich bei Auftragnehmern seien Verdienst des AKWs. Hinzu gerechnet werden 1200 Arbeitsplätze, die angeblich durch den Konsum der Beschäftigten im AKW selbst (1600) und der anderen 900 geschaffen worden seien, insgesamt also 3700. Daraus wird dann hochgerechnet, dass 10.500 Personen in den Haushalten dieser Beschäftigten vom AKW leben würden. Ich bin keine Statistikerin, aber dass der Konsum von 2500 Beschäftigten praktisch 50% weitere Arbeitsplätze finanzieren soll, scheint mir schon etwas übertrieben. Eine Gefälligkeitsstudie also, über die sich Direktor Rosso mit entsprechend schönen Worten sehr freut und die – das ist das besonders Ärgerliche – von allen französischsprachigen Medien in der Region groß herausposaunt wird.