Rundbrief Februar 2023

Von | 13.02.2023
Liebe Atomkraftgegner:innen und Freund:innen einer ökologischen Energiewende.

Viel Spaß beim Lesen der ersten Ausgabe unseres Rundbriefs im Jahr 2023, dem Jahr in dem wir hoffentlich endgültig Adieu und Bye Bye zu den AKWs in Deutschland sagen können.

Bitte kommt vor allem zahlreich zu unserer Veranstaltung zum Fukushima-Gedenktag am 11. März in Trier. Es ist es so so wichtig dabei zu sein, gerade jetzt. Danke an alle, die Jahr für Jahr dabei waren oder sich jetzt einen Ruck geben und am 11. März um 12 Uhr auf den Kornmarkt in Trier kommen. Details zur Veranstaltung sind demnächst auch auf unserer Homepage zu finden. Schaut gerne öfter mal dort vorbei und merkt euch den Termin auf jeden Fall schon mal vor.

Wie immer dürfen und sollen die Informationen gerne an weitere interessierte Menschen weitergegeben werden!

Freund:innen und Bekannte können sich übrigens auch ganz einfach selbst unter antiatomnetz-trier.de neu zum Rundbrief anmelden. Einfach etwas weiter unten auf der Seite in der rechten Spalte die Adresse des Postfachs eintragen und das Abonnement anschließend per Email bestätigen.

An dieser Stelle vielen Dank für euer Abonnement und das fortwährende Interesse am Anti-Atom-Netz Trier und unseren Infos und Aktionen!

Viele Grüße und bleibt oder werdet gesund, wünschen im Namen des ganzen Anti-Atom-Netz Trier:
Claudia, Elisabeth, Markus und Thomas
Wusstest du, dass …

am 04. Januar 2023 1,1 Milliarden kWh Windstrom ins deutsche Stromnetz eingespeist wurden? An einem einzigen Tag! (Quelle: windbranche.de)

Preussen Elektra (EON) will in 4 Monaten Streckbetrieb mit dem ausgelutschten AKW Isar 2 insgesamt läppisce 2 Milliarden kWh erzeugen. In 4 Monaten! (Quelle: preussenelektra.de)

Das kann Windkraft in 2 Tagen!

Die angeblichen Stromengpässe sind nur ein Märchen und pure Panikmache. Das bestätigen auch Wissenschaftler, zum Beispiel Prof. Dr. Henrik te Heesen von der Hochschule Trier (Umweltcampus Birkenfeld) im Interview mit dem Trierischen Volksfreund am 20.01.2023.


AKW im Streckbetrieb überflüssig für die Stromversorgung, aber höchst gefährlich für ihre Umgebung!

Die letzten drei deutschen AKW hätten eigentlich laut Atomgesetz am 31.12.2022 abgeschaltet werden sollen. Aufgrund des „Kanzlermachtworts“ zur Betriebsverlängerung bis 15.04.2023 besteht jetzt die Gefahr, dass auf den letzten Metern der deutschen Atomstromproduktion noch etwas Schlimmes passiert!

Alle drei AKWs hatten ihre letzte – eigentlich vorgeschriebene – gründliche Sicherheitsüberprüfung 2009, also vor 14 Jahren! Danach war es im Hinblick auf den vorgesehen Abschalt-Termin nur vorgesehen, dass die Betreiber entscheiden, was an kleineren Revisionen notwendig ist. Diese maroden AKWs sollen also noch über 2 Monate laufen, obwohl der von ihnen produzierte Strom überflüssig ist. Das bestätigte sogar der Chef der Bundesnetzagentur.

Im Gegenteil, das gerade für eine Umgruppierung der eigentlich schon abgebrannten Brennelemente abgeschaltete AKW Emsland wird im Weiterbetrieb wieder das Stromnetz für den preiswerten Windstrom verstopfen, der zurzeit im Überfluss erzeugt wird. Beim AKW Emsland soll trotz gegenwärtiger Abschaltung die massive Spannungsrissbildung in den Dampferzeugerrohren nicht überprüft werden – es geht nur um Vorbereitung der Brennelemente für den Streckbetrieb.

Das AKW Neckarwestheim 2 hat ebenfalls Spannungsrisse und Wanddickenschwächungen in hunderten von Dampferzeugerrohren, die unter dem hohen Druck des radioaktiven Dampfes stehen. Zum Wiederanfahren dieses AKW am 19.01.2023 äußerte sich u.a. der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe: DUH Pressemitteilung.

Das baugleiche AKW Isar 2 veröffentlicht nichts über den Zustand der Dampferzeugerrohre. Ende Oktober sind dort Lecks an Ventilen (die auch zunächst nicht an die Atomaufsicht gemeldet worden waren) repariert worden. Seit Mitte Dezember befindet sich das AKW im Streckbetrieb, d.h. die elektrische Leistung wird nach und nach immer weniger werden.

Endgültige Abschaltung der AKW sofort! 
Der Streckbetrieb darf nicht für den Ausstieg aus dem Atomausstieg dienen!



AKW Cattenom: Reaktorblock 1 wieder am Netz und „signifikantes Strahlenschutzereignis der Stufe 2 (Zwischenfall)“ betrifft Mitarbeiter

Nach 8 Monaten Stillstand (seit Juni 2022) ist Block 1 seit dem 1. Februar 2023 wieder am Stromnetz. Der Direktor des AKW Cattenom, M. Le Saint, hatte Block 1 eigentlich bereits Anfang Dezember 2022 wieder hochfahren wollen und die entsprechende Information für den 9. November vorbereitet. Die französische Atomaufsichtsbehörde ASN legte allerdings ein Veto ein, wegen Spannungskorrosionsrissen von mehren Millimetern Tiefe in Rohren der Kühlkreisläufe.

Jetzt sollen zwei der betroffenen Rohrabschnitte in Block 1 ersetzt worden sein. Erstaunlich schnell: Block 3 steht seit Ende März 2022 still, weil dort ebenfalls Spannungsrisskorrosion in Rohren eines Sicherheitskühlsystems entdeckt wurden und Rohrabschnitte ersetzt werden müssen. Block 4 wurde im Sommer 2022 auf Risse hin untersucht, ist angeblich nicht betroffen und wieder am Netz. Block 2 war als einziger Block mehr oder weniger durchgängig am Stromnetz: Er soll ab März 2023 abgeschaltet und endlich ebenfalls auf mögliche Risse hin untersucht werden.

Unterdessen wurde ein Mitarbeiter des AKW Cattenom kontaminiert (im abgeschalteten Block 3), was als Zwischenfall der Stufe 2 auf der 7-stufigen INES-Skala bewertet wurde.

Der monopolistische französische Staatskonzern EDF (Electricité der France) steht stark unter Druck: Nicht nur aufgrund explodierender Kosten und hoher Verschuldung, wegen derer eine 100%ige Verstaatlichung geplant ist, sondern auch wegen der großen Probleme mit den 56 maroden AKW Reaktoren, von denen zurzeit weniger als ¾ in Betrieb sind, und daher oftmals nicht die französische Stromversorgung gewährleisten können. Ohne Windstrom-Importe aus Deutschland hätte es im Winter Stromabschaltungen in Frankreich geben müssen. Die Bevölkerung war schon vor derartigen Abschaltungen gewarnt worden!


Belgien: Abschaltung und Laufzeitverlängerung

Der belgische Risse Reaktor Tihange 2, vom Ballungsraum Aachen-Maastricht nur 80 km entfernt, ist in der  Nacht  zum 1. Februar 2023 endgültig abgeschaltet worden.

Neben dieser guten Nachricht gibt es leider auch eine schlechte: Die 1975 in Betrieb genommenen Reaktoren Doel 1 und 2 sowie Tihange 1 sollen bis 2025 weiter betrieben werden. Und für die Reaktoren Tihange 1 (Inbetriebnahme 1985) und Doel 4 (1985) hat die belgische Regierung eine Laufzeitverlängerung bis 2035 beschlossen. 50 Jahre Betrieb für veraltete Atomreaktoren!

Belgien erkennt man wegen der beleuchteten Autobahnen sogar aus dem Weltall als überhellen nächtlichen Lichtfleck. Da könnte man viel Strom sparen! Und die Energiewende ist dort bisher auch zugunsten der fossilen Stromerzeugung aus Uran und Gas vernachlässigt worden!


Französisches Atom-Endlagerprojekt Bure: 
Noch keine Baugenehmigung, aber Kriminalisierung der Gegner


Für den Weiterbetrieb der alternden 56 Atomreaktoren benötigen EDF und der französische Staat dringend einen Lagerort für hochradioaktiven Atommüll. Lediglich 150 km Luftlinie von Trier entfernt soll, südöstlich von Nancy beim winzigen Dörfchen Bure, auf 680 Hektar ein oberirdisches Abkling- und Umpacklager entstehen. Von diesem aus soll der Atommüll dann – nicht mehr rückholbar! – in noch zu bauende Stollen in 500 m Tiefe eingelagert werden, Brand- und Explosionsgefahr eingeschlossen.

Die Auswirkungen auf Umwelt und Grundwasser sind noch nicht geklärt, aber die französische Regierung hat das – harmlos Cigeó (Centre industriel de stockage geologique) genannte – Projekt bereits als „Angelegenheit öffentlichen Interesses“ deklariert, damit Landenteignungen einfacher möglich werden. Es gibt noch keine Baugenehmigung, aber schon viele Bauarbeiten (Gebäude für EDF-Archiv und Unterbringung der Polizei), Abholzungen und Straßenbauarbeiten.

Und die Gegner des Cigéo Projekts werden massiv durch Hausdurchsuchungen, Polizeikontrollen und sogar Aufenthaltsverbote unter Druck gesetzt. Wie bei der absolut friedlichen, aber unbequemen „Letzten Generation“ in Deutschland dient der Vorwurf der „Kriminellen Vereinigung“ dazu, polizeiliche Maßnamen wie Geolokalisierung, Telekommunikationsüberwachung, DNA-Analysen, Beschlagnahmungen und weiteres zu rechtfertigen. Tatsächlich kam in der Gerichtsverhandlung am 28./29. November in Nancy gegen 7 in Berufung gegangene Cigéo Gegner der Vorwurf der kriminellen Vereinigung überhaupt nicht zur Anklage, sondern es ging lediglich um den Vorwurf der „Organisation einer nicht-angemeldeten Demonstration“ am 15. August 2017! Aber vor dem Prozess jahrelange Einschüchterung und Zerschlagung des Widerstands, u.a. durch Beschlagnahmung von Computern und anderen persönlichen Gegenständen!


Unter der Decke: Die Zusammenarbeit mit dem Putin-nahen russischen Staatskonzern Rosatom geht trotz Ukrainekrieg munter weiter

Wegen des Ukraine-Krieges gibt es in der EU ein Gas- und ein Öl-Embargo gegenüber Russland. Für die absolut gefährlichsten fossilen Energieträger – nämlich russisches Uran, bzw. russische Uranprodukte – gibt es dagegen keinerlei Einschränkungen!

Regelmäßig bringen russische Atomfrachter Uranhexafluorid nach Rotterdam oder Duncerque, von wo aus es in die Brennelemente-Fabrik Lingen transportiert wird. Diese Fabrik gehört der französischen EDF-Tochter Framatome. Hier werden nicht nur Brennelemente für AKW in Frankreich, Belgien und Niederlande gefertigt, sondern in Zusammenarbeit mit dem – direkt Putin unterstellten! – russischen Staatskonzern Rosatom auch Brennelemente für osteuropäische und chinesische AKW russischer Bauart.Inzwischen wurde bekannt, dass Framatome mit Billigung von Präsident Macron ein Joint-Venture zur Brennelemente-Produktion mit Rosatom plant und die Erweiterung der Lingener Fabrik im Raum steht. (Quelle: ndr.de vom 01.02.2023 und sofa-ms.de)

Framatomes Geschäfte begünstigen nicht nur den Weiterbetrieb maroder AKW in Westeuropa, Osteuropa und anderswo, sondern füllen auch Putins Kriegskasse für den Ukraine-Krieg!

Deswegen:
Schließung der Brennelemente-Fabrik Lingen und der Urananreichungsanlage Gronau
Vollständiger Atomausstieg statt Begünstigung von AKW Weiterbetrieb


Zur Lobbyarbeit von Rosatom in Deutschland und zum unheilvollen Wirken des russischen Atomkonzerns lies weiter:
Putins heiße Drähte in die deutsche Atomwirtschaft (Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 24.06.2022)
Die schwarze Witwe Rosatom (Jürgen Döschner im Energiewende-Magazin)


Termine

Samstag, 11. März 2023, 12:00 – 14:00, Kornmarkt Trier:
Kundgebung zum 12. Jahrestag der Fukushima-Katastrophe
Dienstag, 28. März 2023, 19:30, Broadway Kino Trier:
Film „Totem & Ore“ im Rahmen des Agenda-Kinos

Das Anti-Atom-Netz ist ein Zusammenschluss von Atomkraftgegner:innen in Trier und Umgebung.Wir setzen uns für die Abschaltung aller Atomanlagen und eine nachhaltige Zukunft mit erneuerbaren Energien ein.

Treffen: jeden 2. Mittwoch im Monat um 20:00 Uhr im Friedens- & Umweltzentrum, Pfützenstr. 1 in Trier. Bei Interesse bitte vorher anmelden.