Schöne neue Reaktorwelt – mit Atommüllfressern?

Von | 03.03.2020

In den Medien ist neuerdings die Rede von neuartigen Atomreaktoren, die ungefährlich seien und Atommüll „fressen“. Schön wär’s!
Leider ist das ein Märchen, in die Welt gesetzt von der Atomindustrie und Forschungseinrichtungen, um die Atomkraft wieder „gesellschaftsfähig“ zu machen und Forschungsgelder requirieren zu können.

Die Konzepte der „Generation IV“- Reaktoren basieren auf Ideen, die bereits in den 1950er und 1960er Jahren diskutiert wurden, bisher aber noch zu keinem funktionierenden Prototypen geführt haben. Auch im „Atomausstiegsland“ Deutschland wird kräftig daran geforscht, so dass jetzt schon gesagt werden kann: Nicht Atommüll wird gefressen, sondern Steuergeld!

Zum Beispiel der sogenannte Fusionsforschungsreaktor Iter: seit 13 Jahren – auch mit viel deutschem Geld – im französischen Cadarache in Bau. Er verschlingt mindestens 20 Milliarden € und mit den ersten Fusionsexperimenten ist – wenn überhaupt – nicht vor 2035 zu rechnen.

Am Flüssigsalzreaktor MSFR wird im Kernforschungszentrum Karlruhe jährlich für mehrere Millionen € gebastelt. Aus Thorium soll in einer Salzschmelze spaltbares Uran erbrütet werden. Problem 1: Die Materialien, die gegenüber der aggressiven Salzschmelze korrosionsbeständig sind, müssen erst noch erfunden werden.
Problem 2: Wissenschaftler warnen davor, wie einfach es bei diesem Reaktortyp sein würde, atomwaffenfähiges Material abzuzweigen.
Ungefährlich?

Der medienträchtig vom Microsoft Gründer Bill Gates geförderte Laufwellenreaktor soll aus nichtspaltbarem Uran 238 das spaltbare Plutonium 239 „erbrüten“ und so seinen eigenen Brennstoff erzeugen. Er wäre im Wortsinn brandgefährlich. Nicht nur wegen des Plutoniums sondern weil er mit hochbrennbarem flüssigem Natrium gekühlt würde. Für dieses „Perpetuum mobile“ existiert noch nicht der Ansatz eines Prototyps.
In Westeuropa sind herkömmliche Brutreaktoren entweder gar nicht erst in Betrieb genommen worden (Kalkar in der BRD – heute Kletterobjekt in einem Freizeitpark) oder wegen ständiger gravierender Störfälle und Stillstände ganz stillgelegt worden (Superphénix F und Downray GB).

Obwohl weltweit der Anteil des Atomstroms an der Stromerzeugung zurückgeht und immer mehr Atomreaktoren stillgelegt werden (müssen), obwohl Erneuerbare Energien billiger und wirtschaftlicher sind, wird immer wieder das Märchen von den falbelhaften neuen Atomreaktoren in die Welt gesetzt. Warum?
Weil die sogenannte „friedliche Nutzung“ der Atomenergie die Zwillingsschwester der Atombombe ist und für die Bombenproduktion benötigt wird.

Es ist ein Unding, dass durch den uralten Euratom Vertrag von 1957 in Europa die zweischneidige Atomforschung finanziert und die Atomindustrie weiterhin subventioniert wird.
Der deutsche Staat ist daran mit Milliardengeldern beteiligt.

Deswegen: Europa ohne Atom – Euratom abschaffen!

Quellen: www.spektrum.de ; www.heise.de ; www.greenpeace.de ; ausgestrahlt magazin Nr.40; Frankfurter Rundschau 8./9. Feb. 2020