Nein, Atomkraft ist keine notwendige Energiequelle: EDF erneut von der frz. Jury für Werbeethik verurteilt

Von | 30.08.2021

Am 8. April 2021 hatten die Initiativen “Sortir du nucléaire” und “Sortir du nucléaire Bugey” bei der Jury de Déontologie Publicitaire (Jury für Werbeethik, vergleichbar mit dem dt. Werberat) Beschwerde gegen die Anzeige “Nucléaire, une énergie nécessaire” (Atomkraft, eine notwendige Energie) auf der Website von EDF eingelegt.

Dort wirbt EDF für die Atomkraft mit den folgenden 5 Schlagworten: «Verfügbarkeit, Wettbewerbsfähigkeit, Klimaschutz, Sicherheit und Energieunabhängigkeit». Es wird behauptet:

  • Verfügbarkeit: Atomkraft sichere angeblich die Energieversorgung zu jeder Tages- und Jahreszeit.
  • Wettbewerbsfähigkeit: Dank der Atomkraft koste eine kWh in Frankreich angeblich durchschnittlich 40 % weniger als in den Nachbarstaaten.
  • Klimaschutz: Der mit Atomkraft produzierte Strom erzeuge angeblich kein CO2.
  • Sicherheit: Die französischen AKWs seien angeblich die am strengsten kontrollierten und geschützten Industrieanlagen.
  • Energieunabhängigkeit: Durch den überwiegenden Anteil der Atomkraft am französischen Energiemix werde die Energieunabhängigkeit des Landes angeblich gesichert.

Diese Aussagen sind zum größten Teil faktisch falsch [siehe Webseite von Sortir du nucléaire]. Die AKW-Betreiber sind sich dessen wohl bewusst, da sie bereits mehrfach wegen ähnlicher Werbung verurteilt wurden.

Mit dieser Werbung versucht EDF, der Atomkraft ein «umweltbewusstes» Mäntelchen umzuhängen, das die Öffentlichkeit in die Irre führt, indem sie vermeintliche Vorteile nennt und die mit dieser Technologie verbundenen Belastungen unter den Tisch kehrt: Umweltzerstörung durch Uranminen, Produktion von über Generationen hinweg gefährlichen Abfällen, Unfallgefahren…

Wir hoffen sehr, dass die «Jury de Déontologie Publicitaire» (Jury für Werbeethik) diese Werbung nun sanktionieren wird, da sie gegen mehrere Vorschriften der «Agence de Régulation Professionnelle de la Publicité» (Regulierungsbehörde für den Bereich Werbung) verstößt.

Wenn die Atomindustrie, die auf den Bau weiterer AKWs drängt, mit diesen Formulierungen der Atomkraft Tugenden andichtet, die sie keineswegs hat, dann ist das kein Versehen. Da die öffentliche Meinung mehrheitlich gegen gegen den Bau neuer Reaktoren ist, zielt diese Werbung darauf ab, die gesellschaftliche Akzeptanz der Atomkraft zu erhöhen. Es muss daher Schluss sein mit dieser Art der unehrlichen Kommunikation!

Am 2. Juli 2021 fand eine Anhörung vor der Jury für Werbeethik statt (siehe Webseite von Sortir du nucléaire). Diese gab am 2. Juli 2021 ihre Stellungnahme ab.

Die Jury hat entschieden, dass die Beschwerde der Verbände teilweise begründet ist. “Zum einen wird in der streitigen Werbung unter dem Stichwort ,Wettbewerbsfähigkeit‘ behauptet, dank der Atomkraft koste eine kWh in Frankreich durchschnittlich 40 % weniger als in den Nachbarstaaten». Doch weder aus der streitigen Website noch den darin verlinkten Unterlagen geht hervor, woher diese Zahl kommt, um welche „europäischen Länder“ es sich handelt und wie diese Zahl berechnet wurde. Darüber hinaus konnte die Jury keine öffentlich zugängliche Quelle ermitteln, die einen derartigen Preisvorteil für die französischen Verbraucher belegen würde. … Zum anderen erweckt die Behauptung «Klimaschutz: Der mit Atomkraft produzierte Strom erzeugt kein CO2» den Eindruck, als entstehe bei der Produktion von Atomenergie einschließlich des gesamten Lebenszyklus keinerlei Kohlendioxid. Wie der Werberat bereits in ihrer Stellungnahme 373/15 festgestellt hat, kann aber nicht behauptet werden, dass bei der Gesamtheit des in den Atomkraftwerken erzeugten Stroms überhaupt kein CO2 emittiert werde. Aus dem Dokument « Le nucléaire d’EDF en France, c’est quoi ? », auf das die streitige Webseite verweist, heißt es, die Atomkraft erzeuge unmittelbar ca. 12 g CO2 / kWh, also so viel wie erneuerbare Energien, jedoch «ohne Berücksichtigung des Lebenszyklus der Produktionsmittel und der fossilen Brennstoffe». Die streitige Formulierung ist daher geeignet, die Öffentlichkeit über die tatsächlichen CO2-Emissionen der Atomkraft zu täuschen“.

Quelle: www.sortirdunucleaire.org