Allgemeine Hinweise zum Verständnis der „Eclairages“ | |
Woche vom 18.-24.12. | |
Produktion In der Nacht vom 23./24.12. wurde Block 3 heruntergefahren. Zweck der Kurzabschaltung ist die Durchführung von Wartungsarbeiten an einer Pumpe im nuklearen Teil der Anlage. In der Nacht vom 20./21.12. stoppte die Turbine von Block 1. Nach Beseitigung einer elektronischen Anomalie ging Block 1 am 21.12. morgens wieder ans Netz. Block 2 ist seit dem 18.9. planmäßig abgeschaltet. Die Blöcke 1 und 4 sind in Betrieb. | Selbst der kurzzeitige Ausfall vom 20./21. (der zweite vom 23./24. war noch nicht passiert) beunruhigte sogar die nicht der Panikmache verdächtige und wichtigste Wirtschaftszeitung Frankreichs „Les Echos“: https://www.lesechos.fr/industrie-services/energie-environnement/electricite-la-tension-monte-encore-dun-cran-en-france-1374203 Grund ist, dass in der Vorwoche schon 4 Reaktoren in Chooz und Civeaux überraschend ausgefallen waren. Frankreich muss nun bei massiv steigenden Preisen massiv Strom aus dem Ausland einkaufen. Schon im November, als drei Reaktoren ausgefallen waren, z. B. 2 GW aus Großbritannien: https://www.revolution-energetique.com/quand-les-eoliennes-anglaises-portent-assistance-aux-centrales-nucleaires-francaises/ |
Vorkommnisse Der ASN wurden zwei signifikante Vorkommnisse der Stufe 0 gemeldet. 21.12.: Strahlenschutz-Vorkommnis wegen einer 17-minütigen Nichtverfügbarkeit der Kontroll-Portale am Ausgang der Anlage. 24.12.: Unzureichende Überwachung der Temperatur in einem Raum, in dem Elektromaterial von Block 3 aufbewahrt wird. Dadurch wurde die in den Betriebsvorschriften festgelegte Temperaturschwelle überschritten. Nach Aktivierung der Ventilation ging die Temperatur rasch zurück. | |
Kasten rechts: Die Beschäftigten sind mobilisiert Über 300 Beschäftigte sind mobilisiert, um über Weihnachten die Produktion und die Sicherheit zu gewährleisten. Ferner werden auch über die Feiertage die unaufschiebbaren Wartungsarbeiten durchgeführt. | Das soll wohl die Kunden beruhigen, die angesichts der obigen Nachrichten vielleicht um den Ausfall ihrer elektrischen Heizung fürchten. Dass unaufschiebbare Wartungsarbeiten durchgeführt werden, ist hingegen gar nicht so beruhigend. Denn im Umkehrschluss bedeutet das, dass als „aufschiebbar“ gewertete Wartungsarbeiten eben nicht durchgeführt werden. |
Woche vom 11.-17.12. | |
Produktion Am 16.12. wurde Block 4 wieder hochgefahren. Er war in der Nacht vom 4./5. abgeschaltet worden, um vorgeschriebene Kontrollen an einigen Abschnitten der Notversorgungsleitungen der Dampfgeneratoren im Reaktorgebäude durchführen zu können. Die durchgeführten Kontrollen sind konform. Block 2 ist seit dem 18.9. planmäßig abgeschaltet. Die Blöcke 1 und 3 sind in Betrieb. | Hervorhebung von mir: Sind die Kontrollen vorschriftsgemäß durchgeführt worden oder entsprach das Ergebnis den Vorschriften? Hoffentlich Letzteres. |
Vorkommnisse Zwecks Verbesserung der eigenen Praxis führt das AKW nach jedem Vorkommnis ergänzende und vertiefte Analysen durch. Nach erneuter Analyse wurden der ASN diese Woche zwei signifikante Sicherheits-Vorkommnisse der Stufe 0 gemeldet. Anlass der ersten Meldung war ein geplanter Versuch, mit dem das ordnungsgemäße Funktionieren eines Alarms in Block 3 getestet werden sollte. Dieser soll ausgelöst werden, wenn sich ein Ventil am Borwasser-Notfallkreislauf in der falschen Position befindet. Dafür muss der Kreislauf außer Betrieb genommen werden. Da der erste Versuch nicht erfolgreich war, wurde der Test nach Reparatur des Alarms erneut durchgeführt. Die zweite Nichtverfügbarkeit stellt eine Abweichung von den Betriebsvorschriften dar. Anlass der zweiten Meldung ist die verspätete Behebung eines Fehlers am Handbetriebssystem der Steuerstäbe im damals wegen Inspektion abgeschalteten Blocks 1. | „Verbessert“ wird hier nur die Praxis der Verschleierung. Hier werden zwei Vorkommnisse nachträglich gemeldet, die man vorher völlig unter den Tisch hatte fallen lassen, die man also gar nicht als Vorkommnis gewertet hatte, da sie ja jetzt erst als vernachlässigbar (Stufe 0) gemeldet werden. Wenn also gar nichts passiert war, wieso musste man das hinterher analysieren? Und wann das, was gar kein Vorkommnis war, sich ereignet hat, wird ebenfalls verschwiegen. Wir haben jetzt leider den Beweis, dass in Cattenom Dinge „vorkommen“, die überhaupt nicht gemeldet werden, nicht einmal als Stufe 0. |
Kasten rechts: Ein Ingenieur aus Cattenom wurde auf der World Nuclear Exhibition 2021 ausgezeichnet | Der Herr Ingenieur wurde wegen einer technischen Innovation ausgezeichnet. Die Verfasser der „Eclairage“ hätten aber auch mal einen Preis verdient, wegen ihrer herausragenden Leistungen in der Fortentwicklung des Euphemismus in der Öffentlichkeitsarbeit. |