Obscurage Januar 2022/2

Von | 31.01.2022
Allgemeine Hinweise zum Verständnis der „Eclairages“
Woche vom 22.-28.1.22
Aktuelles aus den Produktionseinheiten Alle 4 Blöcke sind am Netz.
Vorkommnisse Am 25.1. wurde der ASN ein signifikantes Umwelt-Vorkommnis gemeldet. Anlass war, dass zwei Mal das Fehlen angemessener Retentionen unter Fässern und einem Tank mit Kühlflüssigkeit für die Notstromdiesel entdeckt wurde. Diese Flüssigkeit fällt in die Kategorie der chemischen Produkte und muss daher in angemessenen Behältern gelagert werden. Die Fässer und Tanks müssen auf Retentionen gelagert werden, damit im Fall eines Auslaufens keine Flüssigkeit in die Umwelt gelangt. Die erste Abweichung wurde am 15.12. von den Inspektoren der ASN entdeckt. Die betreffenden Fässer wurden in eine Auffangzone gebracht. Dann wurden geeignete Retentionen angebracht. Am 19.1. wurde von den Mitarbeitern eine ähnliche Abweichung an einem Tank entdeckt. Die Reparatur war im Gang, jedoch bei einer erneuten Inspektion der ASN am 20.1. noch nicht beendet. Da es sich um einen Wiederholungsfall handelte, wurde dies der ASN gemeldet. Außerdem wurde der ASN am 25.1. ein Sicherheits-Vorkommnis der Stufe 0 gemeldet wegen einer vorübergehenden Nichtverfügbarkeit des Brandschutzsystems in einem Diesel-Raum der Blöcke°3 und 4. Grund war, dass ein aufgestelltes Gerüst keinen wirksamen Brandschutz erlaubte. Nach Entdeckung des Problems wurde das Gerüst entfernt und der Brandschutz wiederhergestellt.Hervorhebung von mir: Solche Inspektionen dürften sehr selten sein. Ohne diese wäre das Problem also höchstwahrscheinlich unentdeckt geblieben.

Das schlägt dem Fass sprichwörtlich den Boden aus! Da bemängeln die Inspektoren bei der ersten Kontrolle die undichten Retentionen, kündigen vermutlich an, dass sie am 20.1. wiederkommen, und trotzdem schaffen sie es nicht, die Sache rechtzeitig in Ordnung zu bringen. Und die Meldung an die ASN war ja angesichts der Anwesenheit der Inspektoren wohl kaum zu vermeiden.
Wer weiß, wie lange das Gerüst da schon stand?
Kasten rechts: Nichtkonformität einer Rohrleitungshalterung der SEBIM-Druckbehälterventile Am 30.12. meldete EDF der ASN ein signifikantes Sicherheits-Vorkommnis wegen Nichtkonformität einer Rohrleitungshalterung der SEBIM-Druckbehälterventile. Der Druckbehälter ist ein zylinderförmiger Behälter zur Kontrolle des Drucks im Primärkreislauf. Der Primärkreislauf wird durch 3 unabhängige Leitungen vor Überdruck geschützt, die wiederum aus einem Tandem von sogenannten SEBIM-Ventilen bestehen. Diese Leitungen sind mit dem Druckbehälter verbunden. Im Verlauf der dritten Zehnjahresinspektion von Block 3 in Cattenom wurde bei der Wartung einer Leitung von SEBIM-Ventilen entdeckt, dass eine Halterung an einer der Rohrleitungen dieser Ventile nicht den Plänen entsprach. Bei Verwendung einer nicht dem Bauplan entsprechenden Halterung ist nicht gewährleistet, dass das Ventil in jeder Situation funktioniert. Dies Nichtkonformität betrifft möglicherweise eine Ventilleitung der Reaktoren der Baureihe P’4. Für die Bewältigung aller Situationen reichen 2 von 3 Ventilleitungen aus. Die Abschaltung und die Gewährleistung eines sicheren Zustands des Reaktors ist jedoch durch ergänzende Schutzsysteme gewährleistet. Gleichwohl haben diese Kontrollen EDF am 30.12.21 zu einer Meldung der Stufe 0 an die ASN veranlasst. Die Meldung bezieht sich auf die Reaktoren°2 und°3 in Cattenom, Block°2 in Golfech, Block°2 in Nogent und Block°1 in Penly.Hervorhebung von mir: Das muss die Baureihe der 1300-MW-Reaktoren sein. In Penly 1 wurde zudem kürzlich ein Korrosionsproblem festgestellt, dass ebenfalls alle Reaktoren dieser Baureihe betreffen könnte. Penly wurde deshalb abgeschaltet, die vier Blöcke in Cattenom laufen munter weiter. http://m.lessentiel.lu/de/luxemburg/story/dieschbourg-und-turmes-besorgt-uber-cattenom-24302983
Woche vom 15.-21.1.22
Aktuelles aus den Produktionseinheiten Alle 4 Blöcke sind am Netz.Dass sie „in aller Sicherheit“ arbeiten, wie im Text kühn behauptet wird, habe ich nicht übersetzt, denn da habe ich so meine Zweifel. Denn Hauptanliegen des Betreibers ist angesichts des Ausfalls zahlreicher AKW derzeit wohl eher, dass die Heizungen im Winter nicht kalt werden.
Vorkommnis Der ASN wurde am 19.1. eine Sicherheitsabweichung der Stufe 0 gemeldet. Anlass war die Nichtverfügbarkeit eines Fühlers auf Ebene eines Notwassertanks des Primärkreislaufs von Block 2. Der Fühler wurde repariert. Die anderen 3 Fühler funktionierten.
Sicherheit Am 17.1. wurde der Krankenwagen gerufen, weil ein Beschäftigter am Eingang gestürzt war.Früher wurde hier in der Überschrift spezifiziert, dass es um die „Sicherheit des Personals“ geht, also nicht um die Sicherheit der Anlage. Dann hieß es eine Zeitlang „Anforderung externer Hilfe“, mal sehen, wann sie sich wieder was Neues einfallen lassen.
Kasten rechts: Vorausschau auf das Jahr 2022 Im Jahr 2022 werden sich viele industrielle Herausforderungen stellen. Geplant sind 3 Abschaltungen zwecks Austausch eines Drittels der Brennelemente, Instandhaltung und Kontrolle. Ferner soll die Zehnjahresinspektion von Block 4 im Jahr 2023 vorbereitet werden.
Hervorhebung von mir: Da das französische Wort „défi“ von französischen Lesern wohl ziemlich sicher verstanden worden wäre, benutzt man hier das englische „challenges“.
Woche vom 8.-14.1.22
Neuigkeiten aus den Produktionseinheiten Alle vier Blöcke sind am Netz.Natürlich „in aller Sicherheit“, wie gehabt.
Vorkommnis Am 10.1. wurde der ASN ein signifikantes Umwelt-Vorkommnis gemeldet wegen eines im Verlauf einer Wartung entdeckten Lecks an einem Kühlaggregat, bei dem 143,74 kg Kühlflüssigkeit austrat.
Aktuelles: Es werden Betriebsgeräusche für den 15.1. angekündigt.
Kasten rechts: Bilanz des Jahres 2021 Auch im Jahr 2021 stellten sich zahlreiche „challenges“ (Herausforderungen). Zwecks Erhöhung der Sicherheit wurde Block 3 der Zehnjahresinspektion unterzogen. In 7 Monaten wurden von fast 3000 Intervenierenden über 20 000 Aktivitäten durchgeführt. Ferner wurde eine Übung mit der Force d’action rapide du nucléaire (FARN, schnelle Einsatztruppe für den Nuklearbereich) durchgeführt, die in Extremsituationen die Sicherheit der Reaktoren gewährleisten soll.Bei den Intervenierenden handelt es sich zum größten Teil um Leiharbeiter, bei den Aktivitäten kann es sich um alles Mögliche handeln. Leider sind im Rahmen dieser Aktivitäten auch viele Fehler unterlaufen, wie sich den „Obscurages“ des letzten Jahres entnehmen lässt. Schön zu wissen, dass es solche Übungen überhaupt gibt, aber mich beruhigt es nicht sonderlich, zumal nicht einmal behauptet wird, die Übung sei erfolgreich verlaufen.