Pressemitteilung: „Super-GAU-Gefahr in Cattenom nach Greenwashing-Beschluss der EU-Kommission“

Von | 13.02.2022

Zur EU-Taxonomie und den kürzlich entdeckten ernsten AKW-Sicherheitsproblemen

Trier, 14.02.2022

Kürzlich wurde in Frankreich ein sehr ernstes Sicherheitsproblem an den Reaktoren der AKWs Civaux und Chooz sowie an Block 1 des AKW Penly festgestellt, das zur gleichen P‘4 Baureihe wie die vier Reaktoren des AKW Cattenom gehört. Das Anti-Atom-Netz Trier (AAN) fordert daher die unverzügliche Abschaltung aller Reaktoren des AKW Cattenom, um eine gründliche Sicherheitsüberprüfung durchzuführen. Außerdem erwarten die Aktivist:innen von den Landesregierungen von Rheinland-Pfalz und des Saarlands, dies ebenfalls sofort von den französischen Behörden einzufordern.

Die Atomgegner:innen kritisieren, dass die EU-Kommission in ihrer Taxonomie-Verordnung Atomkraft und Erdgas gegen jede Vernunft, gegen den Rat ihrer eigenen Expert:innen und gerade angesichts der aktuellen neuen Sicherheitsprobleme als nachhaltig klassifiziert hat und damit die Tür für neue EU-Fördergelder, Steuersubventionen und Investments öffnet. Das AAN fordert die Bundesregierung und die Abgeordneten des Europäischen Parlaments dazu auf, sich auf europäischer Ebene gegen die EU-Taxonomie-Verordnung zu stellen und alles dafür zu tun, diese außer Kraft zu setzen.

„Wir sind sprachlos, dass die gefährlichste, umweltschädlichste, teuerste und keineswegs klimafreundliche Art Strom zu erzeugen, nämlich Atomkraft, ein grünes Label erhält. Auch die Einstufung von Erdgas widerspricht dem Green Deal gegen den Klimawandel, den die EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen 2019 vollmundig verkündet hatte“, so das AAN. „In Frankreich werden 70% des Strombedarfs durch AKW gedeckt, es stehen derzeit wegen Sicherheitsproblemen aber so viele Reaktoren still, dass die EDF in ganz Europa Strom zukaufen muss und damit den Strompreis auch an unseren Strombörsen hochtreibt“, so das AAN weiter.

„Der französische Präsident Macron hat das Geschenk der EU-Kommission dankend angenommen und gleich verkündet, vom Staatskonzern EDF (Electricité de France) bis zu 14 neue Atomkraftwerke bauen zu lassen. Dabei wird bereits seit 15 Jahren an dem bisher einzigen neuen Reaktor AKW Flamanville in Frankreich gebaut, die Kosten sind von den geplanten 3,3 Mrd. auf 19 Mrd. Euro explodiert. Eine Inbetriebnahme ist – zum Glück – nach wie vor nicht in Sicht. Es ist teuer und dauert lange, deswegen strebt Macron – neben Investitionen in Erneuerbare Energien als „Übergangstechnologie“(!) – Laufzeitverlängerungen der vorhandenen 56 Atomreaktoren über 50 Jahre hinaus an. Und das obwohl Frankreich gerade jetzt im Winter wegen der vielen alten und ineffizienten Elektro-Direktheizungen ein massives Versorgungsproblem hat und nun zu den ganzen bereits bekannten Sicherheitsproblemen noch ein gravierendes weiteres dazu gekommen ist“, stellt Elisabeth Quaré vom AAN fest.

Bei Ultraschalluntersuchungen ist Rost (sog. „Spannungsrisskorrosion“) an einem Rohr des Sicherheitseinspeisungskreislaufsystems (RIS) entdeckt worden, ausgerechnet an der Verbindungsstelle zum primären Kühlkreislauf. Die EDF hat noch keine Erklärung dafür, die Untersuchungen dauern an bzw. werden sogar erst noch begonnen. Wenn dieses Rohrstück platzt, fallen Noteinspeisung und normale Kühlung weg und ein Super-GAU mit Kernschmelze droht. Diese Konstruktionsanordnung befindet sich im Prinzip genauso in allen französischen Reaktortypen.