Obscurage Januar 2022

Von | 10.01.2022
Allgemeine Hinweise zum Verständnis der „Eclairages“
Woche vom 1.-7.1.22
Alle 4 Blöcke am Netz Am 5.1. ging Block 2 wieder ans Netz. Während seiner geplanten Abschaltung seit dem 18.9.21 wurde ein Drittel der Brennelemente ausgetauscht. Mithilfe industrieller Partner wurden zahlreiche Wartungs- und Kontrollarbeiten durchgeführt, insbesondere am Deckel des Reaktorbehälters, am Sekundärteil der Dampfgeneratoren und an den Notstromdieseln.Statt der bisher üblichen Überschrift „Produktion“ wird diesmal schon im Titel das seltene Ereignis bejubelt, dass mal alle 4 Blöcke in Betrieb sind. Ausgerechnet in der ersten Woche nach dem Coup der Silvesternacht, der es Frankreich erlauben wird, seine Atomkraftwerke weiterhin aus Steuermitteln zu subventionieren. Mein Verdacht: Nach den zahlreichen Nachrichten der letzten Zeit, dass trotz der vielen AKWs der Strombedarf Frankreichs nicht gedeckt werden kann, mussten hier auf Teufel komm raus und ohne Rücksicht auf Verluste alle Blöcke hochgefahren werden, um nicht schon in der ersten Woche des Jahres Zweifel daran aufkommen zu lassen, dass sie die Versorgungssicherheit gewährleisten. Hervorhebung von mir: Die industriellen Partner sind die Subunternehmer, die die billigen Leiharbeiter für die Drecksarbeit liefern.
Vorkommnis Der ASN wurde am 5.1. eine Sicherheitsabweichung der Stufe 0 gemeldet. Anlass war ein Abfall des vorgeschriebenen Luftdurchsatzes für die Dauer einer Minute auf Ebene des Schornsteins von Block 3, aus dem die radioaktiven Gase ausgestoßen werden, während der Wartungsarbeiten an einem Ventilator.Hervorhebung von mir: Neues Jahr, neue Wortschöpfungen.
Kasten rechts: 2021 wurden in Cattenom nahezu 30 TWh sicherer Strom mit niedrigem CO2-Ausstoß produziertAllein die Überschrift lässt schon klar erkennen, welches Märchen hier wieder erzählt wird.
Woche vom 24.-31.12.
Neuigkeiten aus den Produktionseinheiten Drei Produktionseinheiten sind derzeit am Netz und erzeugen in aller Sicherheit Strom. Am 26.12. ging Block 3 wieder ans Netz. Er war in der Nacht vom 23. auf den 24.12. abgeschaltet worden, um Wartungsarbeiten an einer Pumpe im nuklearen Teil der Anlage vornehmen zu können. Block 2 ist seit dem 18.9. zwecks Instandhaltung abgeschaltet. Die Blöcke 1, 3 und 4 sind am Netz.Statt einfach „Produktion“ jetzt also Neuigkeiten. Schon im ersten, fett hervorgehobenen Satz (die Hervorhebung in kursiv ist von mir) wird hier nicht informiert, sondern Propaganda betrieben. Dass auf Teufel komm raus kurz vor Silvester Block 3 wieder ans Netz ging und kurz danach Block 2, begründet eher den Verdacht, dass die Betriebssicherheit hier vernachlässigt wurde zugunsten der Versorgungssicherheit.
Vorkommnis Am 30.12. wurde der ASN eine Strahlenschutzabweichung der Stufe 0 gemeldet. Anlass war die Überschreitung der Alarmschwelle an einem elektronischen Dosimeter von zwei Beschäftigten, die Wartungsarbeiten im nuklearen Teil der Anlage durchführten (wobei die Alarmschwelle von den Arbeitsschutzvorschriften je nach Art und Ort der Arbeit abhängt). Bei keinem der beiden Beschäftigten wurde die individuelle dosimetrische Tages-Evaluierung überschritten.Gleichwohl ging die Direktion davon aus, dass eine in den Arbeitsschutzregelungen der Intervenierenden festgelegte Strahlenschutzparade nicht eingehalten wurde.Aha, den neuen Euphemismus haben sie sich also nicht erst in der Silvesternacht einfallen lassen. Vielleicht hat das Christkind der Eclairage-Redaktion ein Päckchen mit ein paar Neuen unter den elektrisch beleuchteten Weihnachtsbaum gelegt.

Fragt mich nicht, was eine Strahlenschutzparade ist. Bei den Arbeitsschutzregelungen der Intervenierenden könnte gemeint sein, dass die in ihrem individuellen Arbeitsvertrag festgelegten Grenzwerte überschritten wurden oder sie diese Arbeiten gar nicht hätten durchführen dürfen.
Kasten rechts: Im Dienste der Stromerzeugung in aller Sicherheit 7/7 und 24/24Auch hier kann sich jeder ausmalen, welches Märchen unter diesem Titel (kursive Hervorhebung von mir) erzählt wird.