Flamanville 3: Gefährliche Experimente trotz bekannter Sicherheitsmängel

Von | 14.05.2024

Heute möchten wir Euch über die jüngsten Entwicklungen bezüglich des Atomkraftwerks Flamanville 3 an der Westküste der französischen Halbinsel Cotentin am Ärmelkanal bei Flamanville informieren. Trotz schwerwiegender Baumängel und technischer Probleme hat die französische Atomaufsicht ASN dem Betreiber EDF nun grünes Licht gegeben, den neuen EPR-Reaktor dort mit Brennstäben zu bestücken und ihn ans Netz zu nehmen. Allerdings unter der Bedingung, dass der Reaktordeckel nach zwei Jahren ausgetauscht werden muss, da er erhebliche Mängel aufweist.

Die Geschichte von Flamanville 3 ist geprägt von einer Serie technischer Pannen und Verzögerungen. Bereits im Jahr 2015 wurden schwerwiegende Baumängel am Druckgefäß des Reaktors festgestellt, die bis heute nicht vollständig behoben wurden. Die Probleme reichen bis ins Jahr 2006 zurück, als die ersten Schwachstellen im Reaktordeckel entdeckt wurden.

Ursprünglich sollte der Reaktor bereits vor zwölf Jahren in Betrieb genommen werden, doch die Baukosten haben sich von ursprünglich geplanten 3,3 Milliarden Euro auf exorbitante 13,2 Milliarden Euro summiert. Diese Kostenexplosion steht in starkem Kontrast zu den ursprünglichen Annahmen und Aussagen des Betreibers. Zudem werden die zusätzlichen Kosten für das „Austauschmanöver mit Ansage“ beträchtlich sein, da der Deckel eine Spezialanfertigung ist.

Der aktuelle Zustand und die Verzögerungen bei Flamanville 3 spiegeln ein breiteres Muster von Problemen wider, die die gesamte EPR-Technologie („European Pressurized Reactor“) kennzeichnen. EPR-Reaktoren der dritten Generation wurden als Fortschritt in Bezug auf Leistung, Zuverlässigkeit und Sicherheit gepriesen. Jedoch haben die Inbetriebnahme des EPR in Olkiluoto mit einer 14-jährigen Verspätung und einer Vervierfachung der ursprünglich geschätzten Kosten sowie der aktuelle Bau des EPR in Hinkley Point C in Großbritannien, der ebenfalls von erheblichen Verzögerungen und Kostensteigerungen betroffen ist, nicht nur bei Atomkraftgegnern erhebliche Zweifel an dieser Technologie aufkommen lassen. Die Fortführung von Flamanville 3 trotz dieser offensichtlichen Schwierigkeiten und Kostenprobleme verdeutlicht, dass mit allen Mitteln an der Atomenergie festgehalten werden soll. Sie ist keine nachhaltige Energiequelle, insbesondere angesichts der zunehmenden Investitionen in erneuerbare Energien als sicherere und effizientere Alternativen.

Es ist beunruhigend zu sehen, wie die Sicherheit im Projekt Flamanville 3 vernachlässigt wird, indem der Betreiber trotz bekannter Risiken mit der Inbetriebnahme voranschreitet. Atomenergie bleibt eine Technologie mit erheblichen Risiken und unkalkulierbaren Kosten, wie die aktuellen Entwicklungen um Flamanville 3 erneut verdeutlichen. Die Feststellung von Schwachstellen am Reaktordeckel im Vorfeld und der dennoch geplante Betriebsstart sind äußerst besorgniserregend. Die potenziellen Folgen eines Störfalls könnten katastrophal für ganz Europa sein.

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