Nukleare Risiken im Ukraine-Krieg: Dringender Appell zur Energiewende

Von | 17.06.2024

Die Ukraine, bekannt als die Kornkammer Europas mit ihren beeindruckenden Landschaften und fruchtbaren Feldern, steht derzeit nicht nur im Fokus aufgrund der humanitären Katastrophe durch den Krieg, sondern auch wegen der stillen Bedrohung, die von ihren Atomkraftwerken (AKWs) ausgeht. Die Gefahr einer nuklearen Katastrophe schwebt wie ein Damoklesschwert über dem Land und stellt ein erhebliches Risiko für die gesamte Welt dar. Doch es gibt einen Ausweg: Der konsequente Umstieg auf erneuerbare Energien und in der Folge die Abschaltung der Reaktoren.

Die Saarbrücker Ukrainehelferin und Stadtverordnete Yve Brück reiste Mitte April gemeinsam mit Alexander Solovjanchuck, dem Vorsitzenden des Vereins Help4Ukraine e.V., in die Ukraine. Ihre Mission: ein medizinischer Hilfsgütertransport und die Pflege der Solidaritätspartnerschaft zwischen Saarbrücken und Kowel. Doch ihre Reise offenbarte auch beunruhigende Erkenntnisse über die nuklearen Gefahren, die mit dem Krieg einhergehen.

Die Gefahren durch Atomkraftwerke

Die Ukraine betreibt insgesamt 15 Reaktoren, verteilt auf vier Standorte: Saporishshja (6 Blöcke), Riwne (4 Blöcke), Chmelnyzkyj (2 Blöcke) und Südukraine (3 Blöcke). Diese Reaktoren sind sowjetische Druckwasserreaktoren des Typs WWER. Das Atomkraftwerk Saporishshja, das größte in Europa, steht seit März 2022 unter russischer Kontrolle.

Eine beunruhigende Tatsache ist, dass die Ukraine für ihre AKWs auf Ersatzteile aus Russland angewiesen ist. Durch den Krieg ist die Versorgung mit diesen kritischen Komponenten jedoch massiv eingeschränkt. Zwar gibt es Bemühungen, Ersatzteile weltweit zu beschaffen und Eigenproduktionen zu initiieren, doch die Qualität und Verlässlichkeit dieser Teile können nicht garantiert werden. Dies stellt eine erhebliche Gefahr für die Sicherheit der Reaktoren dar.

Die indirekte Bedrohung durch Energieinfrastruktur-Angriffe

Der russische Angriffskrieg zielt nicht nur auf militärische und zivile Ziele, sondern auch auf die Energieinfrastruktur der Ukraine. Nach aktuellen Berichten sind etwa 70 % der Energieinfrastruktur durch russische Angriffe zerstört. Dies führt zu extremen Energieschwankungen, die die Betriebssicherheit der AKWs erheblich gefährden. Ohne eine stabile Stromversorgung ist die notwendige Kühlung der Reaktoren nicht gewährleistet, was das Risiko einer Kernschmelze drastisch erhöht.

Auch wenn die Reaktoren abgeschaltet sind, benötigen sie weiterhin monatelange Kühlung. Die vorhandenen Dieselaggregate können die Kühlung nur kurzfristig sicherstellen. Ein Ausfall der Kühlung könnte zu einem Überdruck in den Reaktoren führen, was möglicherweise nur teilweise durch Ventile abgelassen werden kann. Eine vollständige Zerstörung eines Reaktors würde jedoch unweigerlich eine Kernschmelze zur Folge haben.

Die Globalen Konsequenzen einer nuklearen Katastrophe

Die Auswirkungen einer solchen Katastrophe wären verheerend und weitreichend. Nicht nur die Ukraine, sondern auch angrenzende Länder und darüber hinaus könnten durch radioaktive Kontamination betroffen werden. Eine solche Katastrophe würde nicht nur das Leben unzähliger Menschen bedrohen, sondern auch die landwirtschaftlichen Flächen der Ukraine, die für die Ernährungssicherheit Europas und Afrikas von entscheidender Bedeutung sind, unbrauchbar machen.

Das Verhalten der russischen Armee und die gezielten Angriffe auf die Energieinfrastruktur der Ukraine sind unverantwortlich und gefährden das Leben auf unserem Planeten. Es ist eine stille Bedrohung, die in den Medien und der Politik oft übersehen wird, jedoch dringend mehr Aufmerksamkeit erfordert.

Die Notwendigkeit der Energiewende

Um das Risiko einer nuklearen Katastrophe endgültig und langfristig zu eliminieren, gibt es nur eine Lösung: Die Umstellung auf erneuerbare Energien und die Abschaltung der Reaktoren. Erneuerbare Energien wie Wind-, Solar- und Wasserkraft bieten eine sichere und nachhaltige Alternative zu Atomenergie. Sie sind nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch weniger anfällig für die Risiken, die mit militärischen Konflikten und geopolitischen Spannungen einhergehen.

Das Anti-Atom-Netz Trier fordert die internationale Gemeinschaft auf, die Ukraine beim Übergang zu erneuerbaren Energien und der anschl. Abschaltung ihrer Atomkraftwerke zu unterstützen. Diese Maßnahme ist nicht nur ein Schritt zur Bewahrung der globalen Umwelt, sondern auch zur Stärkung der Unabhängigkeit und Resilienz der Ukraine.

Schlussgedanken

Die Ukraine ist mehr als ein Kriegsgebiet – es ist ein Land mit reicher Kultur, fruchtbaren Böden und einer unerschütterlichen Bevölkerung. Die nuklearen Risiken, die durch den Krieg entstehen, sind nicht nur eine Bedrohung für die Ukraine, sondern für die gesamte Welt. Es liegt an uns, diese Bedrohungen ernst zu nehmen und entsprechend zu handeln, um eine weitere nukleare Katastrophe zu verhindern.

Der Anti-Atom-Netz Trier appelliert an die internationale Gemeinschaft, die Aufmerksamkeit auf diese verborgenen Gefahren zu lenken und Maßnahmen zu ergreifen, um die Sicherheit der ukrainischen Atomkraftwerke zu gewährleisten und den Umstieg auf erneuerbare Energien zu fördern. Nur durch gemeinsame Anstrengungen können wir eine nukleare Katastrophe verhindern und die Zukunft der Ukraine und unserer Welt sichern.