Cattenom: Wartung der nuklearen Brennelemente und Lüftungsproblem

Von | 04.08.2021

Fehlerhafte Wartung, unzureichende Kontrollen – 5. Störfallmeldung in 6 Wochen!

28. Juli 2021

In Cattenom war beim Umgang mit Brennelementen das Lüftungssystem, das den Einschluss der Radioelemente im Gebäude erlaubt, nicht in Betrieb. Bei einem Wartungseingriff am 9. Juli waren Kabel verkehrt herum verkabelt worden. Doch erst am 21. Juli wurde das Problem von EDF entdeckt. Das ist der fünfte signifikante Sicherheits-Störfall dieser Art, der sich in nur 6 Wochen in diesem AKW ereignet hat. Kann man da noch von Nachlässigkeit reden?

Wegen eines am 9. Juli unterlaufenen Fehlers während der Wartung der Brennelemente wäre das Lüftungssystem im Fall eines Unfalls am 14. Juli nicht funktionsfähig gewesen. Diese Lüftung dient zum einen der Isolierung des Gebäudes nach außen (indem es den Austritt von Radionukleiden in die Umwelt verhindert) und zum anderen der Aufrechterhaltung von erträglichen Bedingungen im Inneren für Personen und Geräte.

Der für den Standort Cattenom zuständige Betreiber hat also vor dem Umgang mit den Brennelementen eindeutig keine Vorsichtsmaßnahmen getroffen und das betreffende System nicht geprüft. Die Betriebsvorschriften sehen jedoch vor, dass Wartungsmaßnahmen sofort unterbrochen werden müssen, wenn es Probleme mit dem Lüftungssystem des Gebäudes gibt. Man sollte annehmen können, dass EDF als Betreiber vor Beginn der Wartungsarbeiten alle Prüfungen vornehmen lässt. Aber von wegen. EDF ist auch seinen Überwachungspflichten bei der Vornahme der Wartungsarbeiten an der Lüftung des Brennelemente-Gebäudes nicht nachgekommen, denn bei diesen Arbeiten ist nicht nur ein Fehler unterlaufen, sondern dieser Fehler blieb zudem unentdeckt. Es wurde also nach der Wartung entweder keine technische Kontrolle vorgenommen oder sie wurde nicht beachtet. In jedem Fall waren die Maßnahmen unzureichend.

Diese Art von Fehlern scheint an diesem Standort zur Regel zu werden. Seit dem 10. Juni 2021 hat der Betreiber nicht weniger als 5 signifikante Ereignisse gemeldet. Praktisch eines pro Woche. Wegen eines abgeschalteten Ventilators ist eine Notstromquelle nicht einsatzfähig, Drucksensoren sind außer Betrieb, Kühlungspumpen sind blockiert, ein Kurzschluss unterbricht die Lüftung, während die Brennstoffwartung in vollem Gange ist … Hinzu kommt noch eine Notabschaltung des Reaktors 1. Die laufenden Wartungsarbeiten an den verschiedenen Reaktoren scheinen EDF große Schwierigkeiten zu bereiten. Bei einer derartigen Häufigkeit und Regelmäßigkeit kann man nicht mehr von vereinzelten Nachlässigkeiten oder von Unaufmerksamkeit reden. Organisatorische Probleme? Fehlende Mittel? Zeitdruck? Schlechte Wartung verringert nicht das Störungsrisiko, sondern führt zu Störfällen. Vorerst ohne merkliche Folgen, da kein Brennelement während der Wartung beschädigt wurde und es nicht zu einem Anstieg der Radioaktivität im Gebäude kam. Zum Glück. Doch die unzureichenden Vorsichtsmaßnahmen und deren Umsetzung durch den Betreiber gefährden die Bevölkerung, die Arbeitnehmer und die Umwelt.

Quelle: Réseau Sortir du nucléaire