Neue Sicherheitsprobleme in Cattenom auf INES-Skala Stufe 1 und 2 festgestellt

Von | 02.05.2023

Am 24. März 2023 gab die EDF, der Betreiber der AKWs in Cattenom, bekannt, dass neue Mängel bei der Erdbebensicherheit der Notstromaggregate ihrer Atomkraftwerke aufgetreten sind. Diese Mängel wurden bei Kontrollen im Jahr 2022 und Anfang 2023 festgestellt, die auf eine Entscheidung der französischen Atomaufsichtsbeförde ASN vom 19. Februar 2019 zurückzuführen sind. Dabei wurde wieder einmal Pfusch oder Nachlässigkeit am Bau (falsch montierte Elastomerverbindungen an Rohrleitungen) sowie Korrosion (“Rost”) an Abschnitten der Rohrleitungen oder ihrer Halterungen bemerkt. Insgesamt wurden bei den seit 2019 durchgeführten Kontrollen Probleme in 37 verschiedenen Reaktoren in Frankreich festgestellt. Die dahingehenden Überprüfungen wurden inzwischen abgeschlossen und es wurden Mängel an vier weiteren Reaktoren festgestellt, wodurch sich die Gesamtzahl der betroffenen Reaktoren auf sagenhafte 41 erhöht hat.

Besonders besorgniserregend ist, dass alle vier Reaktoren in Cattenom unter den bemängelten Reaktoren sind: Die Reaktoren 1, 3 und 4 wurden auf Stufe 1 der INES-Skala eingestuft, während Reaktor 2 sogar auf Stufe 2 eingestuft wurde. Im Falle eines Erdbebens hätte bei Reaktor 2 der Ausfall beider Notstromaggregate gedroht und somit würden die Brennstäbe nicht mehr gekühlt werden. Im Extremfall könnte so ein Ausfall zu einer Kernschmelze (Super-GAU) führen.

Die EDF hat die Reparaturen für alle festgestellten Mängel inzwischen durchgeführt.

Kritische Einordnung für die Region Trier

Die Region Trier ist unmittelbar benachbart zum äußerst störanfälligen Atomkraftwerk Cattenom, das in der Vergangenheit bereits sehr oft durch Sicherheitsprobleme für Schlagzeilen gesorgt hat. Trotz der neuesten Mängelfeststellungen im Bereich der Erdbebensicherheit der Notstromaggregate hat der Betreiber EDF bis heute kein überzeugendes Sicherheitskonzept vorgelegt, das die Bevölkerung vor einem atomaren Unfall schützen könnte. Ein solches Konzept gibt es vermutlich auch gar nicht, denn weltweit gibt es auch keine einzige Versicherung, die AKWs versichern würde. Sicherheit bringt daher nur eins: die endgültige Abschaltung!

Obwohl EDF die o.g. Mängel mittlerweile behoben hat, zeigen diese erneuten Vorfälle, dass Atomkraftwerke in Bezug auf ihre Sicherheit höchst unzuverlässig sind und ein hohes Risiko für die Umwelt und die Gesundheit der Bevölkerung darstellen. Angesichts des Alters und der offensichtlichen Nachlässigkeit bei der Wartung und Kontrolle dieser Anlagen aus den 80er Jahren ist es nur eine Frage der Zeit, bis weitere Mängel festgestellt werden – hoffentlich nicht zu spät. Es ist unverantwortlich und kurzsichtig, Atomkraftwerke trotz dieser Risiken und Probleme weiterhin zu betreiben. Besonders da es weit bessere, sichere, nachhaltige und auch billigere Formen der Energieerzeugung gibt: die Erneuerbaren Energien.

Es ist daher zwingend nötig, dass die französische Regierung Cattenom und alle anderen Atomanlagen stilllegt und endlich alle Kraft in den Ausbau der Erneuerbaren steckt, anstatt weiter Unmengen von Geld in eine endliche und höchst unsichere Form der Energieerzeugung zu investieren und damit unser aller Zukunft zu gefährden!