Rundbrief April 2024

Von | 14.04.2024

Liebe Atomkraftgegner*innen in und um Trier,

wir hatten eine gute Infoaktion zum Fukushima-Jahrestag (Bilderbericht und unser Hintergrundfaltblatt) und im Agendakino einen interessanten Dokumentarfilm mit Nachgespräch zu den Atomnomad*innen, die auch in Cattenom ihre Gesundheit aufs Spiel setzen (Bericht).

Am 15. April jährt sich der „Atomausstieg“ in Deutschland zum 1. mal. Vor einem Jahr wurden die letzten 3 Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet. Dies war und ist ein großer Erfolg der Anti-AKW-Bewegung, denn das Abschalten wurde durch den jahrzehntelangen Widerstand und Protest gegen den Bau und den Betrieb der AKWs und der Produktion von weiterem hochradioaktivem Atommüll erreicht.

Doch die Atomlobby gibt nicht auf und macht auch über einige Medienbeiträge Werbung für einen Wiedereinstieg in die Hochrisikotechnologie. Wieder wird das Blaue vom Himmel versprochen, auch wenn weit und breit niemand in Sicht ist, der hierzulande wieder Atomkraftwerke bauen, bezahlen und betreiben wollte oder könnte – selbst die AKW-Betreiber haben ja schon abgewunken. Die Geschichte der gewaltsamen Durchsetzung der Atomenergie ist eine Geschichte der gebrochenen Versprechen und der antidemokratischen Entwicklungen, die damit einhergehen. AKW sind nicht CO2-neutral,  wenn man Uranabbau, Transport, Urananreicherung, Brennelementeproduktion und die ungelöste Endlagerfrage mit einrechnet. “Die “neuen” Reaktoren sind und bleiben teure, unsichere Luftschlösser” (BASE Forschungsbericht zur Sicherheit der nuklearen Entsorgung).
Hier findet ihr unseren Artikel zur BASE Studie
Und hier einen sehr empfehlenswerten Blog-Artikel zum Thema von Julian Bothe von ausgestrahlt.de.

Außerdem haben wie nach wie vor die Pannenreaktoren Cattenoms vor der Türe – wir unterstützen daher die Kundgebung der französischen Freund*innen am 27.4.2024 in Cattenom, seid ihr dabei?
Cattenom 27. April 2024: Es ist Zeit, Stopp zu sagen!
Am Samstag, den 27. April, organisiert die Coordination Antinucléaire Nord-Est eine Demonstration vor dem Atomkraftwerk Cattenom. Wir protestieren gegen die Wiederaufnahme der Atomindustrie in Frankreich, insbesondere die Verlängerung der Laufzeiten alter Reaktoren. Cattenom verzeichnet steigende Zwischenfälle, die auch Nachbarländer gefährden könnten. Wir treffen uns um 12 Uhr im Parc de Cattenom zum Picknick, bevor die Demonstration um 14 Uhr beginnt.
Hier findet ihr den kompletten Aufruf in Form einer Pressemitteilung.

Außerdem gibt es in ganz Frankreich noch weitere Veranstaltungen am Wochenende vom 26. April.Und wir sind beim “Kritischen Semesterstart” dabei. Kommt zum lockeren KriSe-Event am Mi, 24.04.2024 um 18 Uhr an der Uni Trier (Raum A8) mit Quiz, Sketcheinlage und Gesprächsrunde! Wir diskutieren über die anhaltende Relevanz von Atomkraft in Deutschland und die potenziellen Risiken für Trier. Seid dabei, um mit uns ins Gespräch zu kommen und evtl. auch selbst aktiv zu werden! Hier findet ihr unsere komplette Ankündigung und hier ein Sharepic zum Teilen in Social Media.

Wir freuen uns wenn ihr vorbeischaut und uns unterstützt. Das gilt auch für unser nächstes Treffen am: Mittwoch, 8. Mai 2024 – schaut mal unverbindlich vorbei, bitte vorher Email an: kontakt@antiatomnetz-trier.de!

Warum wir weitermachen müssen, zeigen diese Punkte:

AKW-Aus – Radioaktivität lässt sich nicht abschalten!

Seit einem Jahr entsteht in Deutschland kein weiterer hochradioaktiver Atommüll durch die Produktion von Atomstrom mehr. Die strahlenden Brennelemente müssen aber auch in den nächsten Jahren weiter gekühlt werden – die Gefahr ist noch nicht gebannt, und die Frage der Langzeitlagerung ist immer noch vollkommen ungeklärt. Nach der aktuellen Zeitschiene soll ein Langzeitlager in 80-100 Jahren eingerichtet werden. Doch die Suche nach dem Atommüll-Lager mit der „bestmöglichen Sicherheit“ scheitert bereits im Gesetzestext. (Mehr Infos: https://www.ausgestrahlt.de/themen/atommuell/hochradioaktiv/endlagersuche/)

Uranfabrik in Gronau läuft weiter
Die Uranfabrik in Gronau ist ein internationaler „Dreh- und Angelpunkt“ für (angereichertes) Uran. Es bestehen enge Geschäftsbeziehungen nach Frankreich und zu Rosatom, dem russischen Atomkonzern. Es finden permanent Uran-Transporte mit Frankreich und nach Russland statt.

Brennelementefabrik in Lingen stellt Brennstäbe für 35 Atomkraftwerke in ganz Europa her
Sie soll jetzt sogar in Zusammenarbeit mit Rosatom erweitert werden, damit dort dann auch Brennelemente für AKWs russischer Bauart produziert werden können. Der gesamte atomare Bereich fällt nicht unter die Sanktionen, die Atomgeschäfte laufen ungebremst weiter. Die Atomwirtschaft unterstützt damit auch Putins Krieg in der Ukraine. (Mehr Infos https://www.ausgestrahlt.de/themen/atomindustrie/atomfabrik-lingen-schliessen)

Karlsruher Institut für Technologie – KIT
In Karlsruhe wird weiter an bestehender und neuer Atomtechnologie gearbeitet und geforscht. Dies geschieht mit einem Jahresetat von über 1,6 Milliarden Euro. „Forschungszwecke“ sind unter anderem viel Geld für die Kernfusion (ein Milliarden-Endlosprojekt seit Jahrzehnten) und neue Generationen von AKWs. Atomausstieg und Energiewende sehen anders aus!

EU-Taxonomie mit grünen Label für Atom und Gas
Die seit dem letzten Jahr geltende neue EU-Taxonomie mit dem grünen Label für Atom und Gas behindert die weitere Energiewende und den Klimaschutz in Europa. Auch die Ampel-Regierung hat diesen Rückschritt akzeptiert. Bei allen AKW-Neubauten in Europa gibt es große technische Probleme, die Kosten haben sich vervielfacht und die Zeitschienen zur Fertigstellung sind Makulatur. Der Neubau von AKWs rechnet sich finanziell seit langem nicht mehr. Er ist nur noch durch staatliche oder Hilfen vom Finanzmarkt möglich. Genau dies soll mit der neuen EU-Taxonomie erreicht werden. Deshalb haben neben Frankreich auch andere europäische Länder wieder AKW-Neubaupläne. Diese neue Atomspirale in Europa, die auch einen militärischen Hintergrund hat, muss verhindert werden!

Energiewende in Europa und in Deutschland
Im vergangenen Jahr wurden rund 44 Prozent des Stroms in der EU durch Erneuerbare Energien erzeugt. Das ist einer KfW-Studie zufolge ein “neuer Höchstwert”. Die Förderbank kritisiert aber das noch zu langsame Tempo. Der Anteil fossiler Energieträger fiel auf 34 Prozent, die übrigen rund 23 Prozent entfielen auf Atomenergie. Nur 14 von 27 EU-Staaten haben Atomkraftwerke. Frankreich mit 56 AKWs den höchsten Atomstrom-Anteil mit vielen Versorgungs- und Sicherheitsproblemen durch die Überalterung der AKWs wie in Cattenom.

Auch in Deutschland gab es 2023 einen neuen Rekord bei der Netto-Stromerzeugung durch die Erneuerbaren mit 57% des Strombedarfs. Der Anteil von Wind an der gesamten Stromerzeugung in Deutschland lag bei 32%, der Anteil der  Photovoltaik bei 12%. Der Zubau bei neuen Photovoltaik-Anlagen hatte eine Leistung von 13.000 Megawatt und stellt somit einen neuern Rekordwert dar. Erreicht wurde dies durch Privatpersonen und Gewerbebetriebe.

Der Zubau bei Wind lag mit nur 2700 Megawatt – wie bereits seit vielen Jahren – deutlich unter den Zielvorgaben. Dies ist immer noch die Folge der seit 2017 noch weiter geltenden Ausbremsregelungen für den Zubau von Erneuerbaren. Bei Wind sind dies der bürokratische Ausschreibungszwang für jedes Windrad und jeden Windpark durch die Bundesnetzagentur. Und dazu kommt noch die Unsicherheit bei den Vergütungen über die Laufzeit der Anlagen von 20-30 Jahren.

Hintergrund der Auseinandersetzung sind die Besitz- und Erzeugungsstrukturen:
Es geht in Deutschland und in Europa um die Frage: weiter mit zentralen Großstrukturen und Konzern-Besitzverhältnissen oder dezentrale und umweltfreundliche Erzeugung unter anderen Besitzverhältnissen? Die regenerative und dezentrale Energiewende führt zu neuen Besitz- und Produktionsverhältnissen bei Erzeugung, Speicherung und Verteilung. Sie wird vorwiegend auf regionaler Ebene geplant und umgesetzt und überregional eingebunden. Es gibt viele klimafreundliche Energiewende-Anlagen. Hauptakteur*innen sind alle Bürger*ìnnen, die sich engagieren, und vor allen Dingen Stadtwerke und Ökostromanbieter*innen. Zu den Hauptakteur*innen gehören auch Betriebe und Unternehmen, die ihren eigenen Strom und Wärme erzeugen wollen. Die direkte Nutzung von Erneuerbaren ist am effektivsten, verursacht die geringsten Kosten und ist umwelt- und klimafreundlich. Dies gilt beim Strom, der Wärme und bei der Mobilität. (vgl. auch Aktionsbündnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim  https://neckarwestheim.antiatom.net)

Last but not Least noch ein Hinweis auf den nächsten Agenda-Film von Amnesty International Gruppe Trier (AI) und der AG Frieden am nächsten Dienstag: Sara Mardini – Gegen den Strom. Hier geht es zum Trailer und zur Kartenbuchung:
https://www.broadway-trier.de/filme/agenda-kino-sara-mardini-gegen-den-strom-34956/

CatteNON, Stopp Bure! Stopp für Fossile & Atom – rasche weitere Energiewende & Klimaschutz jetzt!

Sonnige Grüße für das Anti-Atom-Netz Trier

Thomas, Markus und Elisabeth