Leserbrief im Trierischen Volksfreund zu geplantem Atommüll-Lager in Belgien

Von | 02.07.2020

Es folgt der Leserbrief von Markus Pflüger vom Anti-Atom-Netz Trier zum Artikel „Bund: Atommülllager ist Sache Belgiens“ vom 8.6.2020 im „Trierischen Volksfreund“:

Atomendlager suggeriert eine Scheinlösung und dient Weiterbetrieb

Die Bundesregierung sieht das geplante Atommüllager als Sache Belgiens. Dies verkennt die Bedeutung und Funktion dieser weiteren Atomanlage. Sie wäre neben dem französischen Endlagerprojekt Bure, 165 km von Trier , das zweite Atommüll-Endlager in der Großregion.

Dabei wird übersehen: Deutschland beliefert die belgischen Atomkraftwerke mit Brennelementen aus der deutschen Urananreicherung in Gronau und der Brennelementfabrik in Lingen, die übrigens auch Cattenom zu ihren Kunden zählen. Dies zeigt, dass die Bundesregierung die Interessen der Atomindustrie bedient und die Belange der Bevölkerung missachtet.

Auch bei dem Endlager geht es um Profit, denn damit wird der Weiterbetrieb von Atomkraftwerken gewährleistet – natürlich inklusive Restrisiko und radioaktiven Emissionen. Da bei ist ein ”sicheres Endlager ” eine Illusion. Atommüll in tiefere Erdschichten zu verbringen bedeutet Grundwasserverseuchung und Unfälle wie Explosionen zu riskieren. Bei undichten Behältern wird so ein ”Endlager“ zum hochgefährlichen und extrem teuren Problem wie das Plutonium-verseuchte Endlager Asse zeigt. Die Steuerzahler blechen, die Atomindustrie ist fein raus.

Die Hauptfunktion des Projektes: ein Endlager suggeriert eine Scheinlösung des unlösbaren Entsorgungsproblems und dient damit dem Weiterbetrieb von Atomanlagen. Genau darauf schielt die aktuelle belgische Regierung: ihr sieben Reaktoren länger zu betreiben. Dabei ist die Stilllegung aller atomaren Anlagen die Voraussetzung, um den Überblick über den Umfang des strahlenden Erbes zu erhalten. Erst dann kann in einem ergebnisoffenen und demokratischen Beteiligungsprozess mit der Bevölkerung in Ruhe ein Ort gesucht werden, an dem dann wahrscheinlich ein Dauerprovisorium für den hochgiftigen Atommüll für Jahrtausende gefunden werden muss.

Belgiens Regierung benutzt die Pandemie um ein weitreichendes Projekt unauffällig und ohne Widerspruch durchzuziehen, was die Atomgefahr in der Großregion zusätzlich zu Cattenom, Tihange und Bure weiter erhöht. Deutschland und alle angrenzenden Länder sind aufgerufen die Atomtransporte und damit die Brennelementelieferung für die belgischen Atomkraftwerke zu unterbinden und eine ernsthafte grenzüberschreitende Umweltprüfung und Öffentlichkeitsbeteiligung für ein Endlager einzufordern. Die Bevölkerung sollte Widerspruch einlegen und protestieren, denn so ein Endlager ist nicht nur gefährlich, es konterkariert auch den Atomausstieg und die ökologische Energiewende hierzulande.

Markus Pflüger, Trier