Rezension “Fallout – Mit dem Westwind kommt der Tod”

Von | 24.08.2015

fallout“Fallout – Mit dem Westwind kommt der Tod” ist ein AKW-Thriller von Hans J. Muth, der im April 2015 im Stephan Moll Verlag erschienen ist.

Die Handlung spielt in der nahen Zukunft im deutsch-luxemburgisch-französischen Grenzgebiet rund um Trier. Ein terroristischer Anschlag in einem Uranbergwerk in Niger / Afrika verbunden mit einer erpresserischen Forderung an Frankreich bilden den Auftakt der Geschichte. Der 38jährige Atomkraftspezialist Jerry Westermann arbeitet im französischen Atomkraftwerk Nuklatom nahe der deutschen Grenze und wird aus seinem Urlaub gerissen. Das uralte Pannen-AWK soll Ziel des finalen Anschlags werden, sollten die Forderungen der Erpresser nicht erfüllt werden. Westermann deckt nach und nach immer mehr Details über die verbrecherischen Machenschaften auf, während der französische und der deutsche Staat die Sache aussitzen. Er erkennt schließlich, dass die Erpresser eine Katastrophe der Größenordnung Tschernobyls und Fukushimas planen und findet sich in einer Position wieder, die große Verantwortung von ihm abverlangt und ihm und vielen anderen Menschen in der Region letztlich doch den Tod bringt.

In lebendiger, zeitgenössischer Sprache versteht der Autor Hans J. Muth es, den Leser von Beginn an in die Geschichte hinein zu ziehen. Er lässt den Protagonisten Jerry Westermann aus der Ich-Perspektive die Geschehnisse vor, während und nach eines Super-GAUs erzählen. Durch den stetigen Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart gelingt es dem Autor, große Spannung aufzubauen. Man möchte das Buch kaum mehr aus der Hand legen, auch wenn man von Beginn an weiß, dass es zur Katastrophe gekommen ist, da Westermann die Geschichte auf seinem Sterbebett als letzte Tat und Vermächtnis für die kommenden Generationen erzählt und sein Strahlentod unausweichlich ist. Das Risiko, dass das Buch dadurch langweilig werden könnte, hat der Autor geschickt durch eine sich spannend entwickelnde Geschichte vermieden. Man möchte genau wissen, wie und warum es zu der Katastrophe gekommen ist und welche moralischen Konflikte die Protagonisten durchleben müssen.

Neben dem erzählerischen Teil spart das Buch auch nicht mit Fakten. Der Leser wird leicht verständlich und nachvollziehbar über die Risiken von Reaktoren sowie über die bisherigen zahlreichen Störfälle im AKW Cattenom informiert, das offensichtlich als Vorbild für das fiktive AKW Nuklatom diente. Durch die Form eines Romans schafft es Muth, dass auch Menschen, die bisher nur wenig mit der Anti-AKW-Bewegung zu tun hatten, sich dem Thema auf – im besten Sinne – unterhaltsame Art und Weise nähern können. Zudem zeigt Muth ein oftmals wenig beachtetes weiteres Risiko von Atomkraftwerken auf – die Sabotage von innen. Eine Hochrisikotechnologie wie die Atomkraft ist besonders anfällig für Sabotage oder Terroranschläge. Sind die Brennstäbe einmal von der Kühlung abgeschnitten, so kommt es unausweichlich zu einem Super-GAU. Doch auch ohne Sabotage oder Terror kann so ein Fall alleine durch Materialermüdung und die Verkettung unglücklicher Umstände eintreten. Auch dies macht Muth deutlich, indem er fiktive Anti-Atom-Aktivisten in seinem Buch zu Wort kommen lässt.

Insgesamt bestätigt sich der gute Ersteindruck des Buches bis zum Schluss. Ein spannendes und informatives Buch, das wir uneingeschränkt zur Lektüre empfehlen können.

Thomas, Antiatomnetz Trier


Titel: Fallout – Mit dem Westwind kommt der Tod
Autor: Hans J. Muth
Verlag: Stephan Moll Verlag
ISBN: 978-3-940760-72-2
Preis: 11,50€
Auch als eBook zu einem reduzierten Preis erhältlich.

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