Rede von Fabrizio Barbi zum Fukushima-Gedenktag am 11. März 2016 auf dem Kornmarkt in Trier

Von | 11.03.2016

Die Atomlobby behauptet, dass Atomanlagen CO²-neutral seien, und verschweigt dabei die massiven Energie- und Rohstoffkosten, die für die Herstellung der Brennstäbe nötig sind.

Uran ist der Ausgangsstoff der Atomindustrie. Ohne Uran keine Atomkraftwerke, ohne Uran keine Castortransporte, ohne Uran kein Streit um Gorleben … Während die kleinen Orte Gorleben und Ahaus in Deutschland als Zwischenlager für radioaktiven Müll relativ bekannt sind, geschieht vieles in der Brennstoffspirale ohne unser Wissen. Wer denkt beim Streit um die Atomkraft schon an Gronau?

Wir fordern: Schluß damit! Deutschland muss mit dem Atomausstieg ernst machen und die Uran-Anreicherungsanlage in Gronau schließen!

Wie andere Metalle auch wird Uranerz in Bergwerken oder im Tagebau abgebaut. In chemischen Prozessen wird das Uran aus dem Erz gelöst, um anschließend in Uranmühlen zu einem Pulver gemahlen zu werden, dem sogenannten “Yellow Cake”. Dieses Pulver wird in Fässern zur Weiterverarbeitung abtransportiert.

Und hier beginnt der Wahnsinn erst: Zunächst wird der Yellow Cake übers Meer nach Hamburg geliefert.
Von dort aus geht es per Zug weiter, quer über Europa nach Südfrankreich, nach Malvési.
Danach weiter in Frankreich, nach Pierlatte.
Danach per LKW nach Norddeutschland, nach Gronau, wo überhaupt erst die fertigen Brennstäbe entstehen, und danach wieder per LKW oder Zug ins entsprechende AKW.

Damit muss endlich Schluß sein! Diese Atomtransporte quer durch Europa müssen aufhören!

Man sieht wie kompliziert die Uranverarbeitung eigentlich ist. Das Uran wechselt während der Verarbeitung mehrmals seinen Aggregatzustand: fest – pulverförmig – flüssig – gasförmig – flüssig – pulverförmig – fest. Die Umwandlungen selbst schlucken viel Energie, und schon hierbei wird jede Menge CO2 erzeugt. Dazu kommen die zahlreichen Transporte, die zum Teil um den ganzen Globus führen. In mehreren Studien wurde, unter Berücksichtigung der Verarbeitungsschritte, der CO2-Ausstoß pro Kilowattstunde Atomstrom berechnet. Der Durchschnitt liegt bei etwa 60 Gramm, das ist weit mehr als bei effizienten Erdgas-Blockheizkraftwerken. Wenn Atomkraftbefürworter vorrechnen, wieviel CO2 die Atomkraft angeblich spart, dann beruhen diese Zahlen in der Regel auf Vergleichen mit ineffizienten Kohlekraftwerken, oder sie rechnen den Transport gar nicht erst mit ein!

Zudem fällt bei jeder der zahlreichen Umwandlungen zusätzlicher Müll an, der ebenfalls gelagert werden muss. Denn Atommüll entsteht nicht nur in Atomkraftwerken. Nein, im Gegenteil, was in den sogenannten Castorbehältern transportiert wird, ist nur ein verschwindend kleiner Teil des Mülls, der bei der Uranverarbeitung entsteht.

Wir fordern: Schluß mit den Lügen! Die Öffentlichkeit muss erfahren, dass Atomkraft auch CO2 erzeugt und viel mehr Müll anfällt, als vielen bekannt ist. Nur Erneuerbare sind der Weg in eine saubere Zukunft!

Die Transporte von Uranerzkonzentrat sind die Achillesferse der Atomindustrie: Nur durch einen endgültigen Stop der Transporte wird ein definitiver Atomausstieg möglich sein! Unser Programm gegen Urantransporte wird zwischen den Jahrestagen von Fukushima und Chernobyl die Aufmerksamkeit aller Bürger auf dieses Thema lenken. Deswegen werden wir Zusammen mit anderen Bürgerinitiativen entlang der Strecke ein Zeichen gegen die ständigen Yellow-Cake-Transporte quer durch Europa setzen. Mit Mahnwachen und Aktionen zivilen Ungehorsams werden die Urantransporte von Hamburg nach Malvési zum Ziel gemacht: Denn diese führen unter anderem genau durch Trier! Mit den Aktionen werden wir der Zivilgesellschaft vor Augen führen, dass trotz vermeintlichem Atomausstieg die Atomlobby dennoch weitermacht wie zuvor

Denn wir fordern: Trier muss sich wehren gegen Urantransporte durchs Stadtgebiet!
Alle Atomtransporte stoppen!