Inmitten von Strommangel und Wasserknappheit in Frankreich werden die Pläne zum Ausbau der Atomkraft vorangetrieben, während die Realität der fortscheitenden Klimakatastrophe eine zutiefst kritische Perspektive aufzeigt.
Der Atompark in Frankreich liefert weiterhin nur begrenzte Strommengen (ca. die Hälfte von dem was theoretisch möglich wäre) und zwang das Land sogar dazu, Strom aus Nachbarländern zu importieren, um einem Blackout vorzubeugen (wir berichteten). Angesichts der anhaltenden Dürre werden voraussichtlich weitere Reaktoren abgeschaltet oder heruntergeregelt werden müssen. Die Wasserversorgung im Südwesten ist bereits gefährdet, Schwimmbäder bleiben leer und Planschbecken dürfen nicht mehr verkauft werden.
Trotz dieser Herausforderungen beschloss die Nationalversammlung den beschleunigten Bau neuer Atomreaktoren bis 2035 (Gesetzestext). Die Entscheidung stieß auf wenig Widerspruch, während das Ziel, den Atomstromanteil wie eigentlich geplant stark zu reduzieren, sogar aufgegeben wurde. Der Bau neuer Reaktoren steht vor enormen Kosten und technischen Schwierigkeiten. Gleichzeitig bleibt das Problem des Rückgangs des produzierten Atomstroms bei gleichzeitig steigendem Energiebedarf durch Elektromobilität und Wärmepumpen ungelöst.
Fazit: Die aktuellen Entwicklungen in Frankreich werfen ein bedenkliches Licht auf die Atompläne des Landes. Trotz anhaltender Strom- und Wasserknappheit wird der Ausbau der Atomkraft gegen jede Vernunft vorangetrieben. Die Entscheidung, bürokratische Hürden für den Neubau von Reaktoren abzubauen und das Ziel der Reduzierung des Atomstromanteils aufzugeben, zeigt eine gefährliche Priorisierung der Atomkraft vor den Herausforderungen der andauernden und sich verschärfenden Klimakatastrophe und der nachhaltigen Energieversorgung ohne strahlenden Müll. Die enormen Kosten und technischen Schwierigkeiten beim Bau neuer Reaktoren werfen auch Zweifel an der Umsetzbarkeit dieser Pläne auf. Es bleibt fraglich, ob die neuen Reaktoren überhaupt bis 2035 in Betrieb sein werden, wir hoffen nein. Es gibt schon mehr als genug Atommüll aus Frankreich. Ob sie überhaupt ausreichen, um den steigenden Strombedarf zu decken, ist überdies fraglich, da sie meist nur die Strommenge ausgleichen, die durch den Wegfall abgeschalteter Schrottreaktoren fehlt, und sie bei immer trockenerem Klima eventuell auch mangels Kühlwassers gar nicht mehr betrieben werden können. Angesichts des dringenden Bedarfs an nachhaltigen und erneuerbaren Energiequellen, des weiterhin ungelösten Problems des Atommülls und auch des Risikos von Unfällen oder Terroranschlägen auf AKWs sollte Frankreich alternative Lösungen sehr ernsthaft und sehr bald in Betracht ziehen.