Wasserstand der Mosel am AKW Cattenom bedroht Sommerproduktion und verdeutlicht damit die Risiken der Atomenergie in Zeiten der fortschreitenden Klimakatastrophe

Von | 26.06.2023

Das Atomkraftwerk Cattenom an der Mosel steht erneut vor erheblichen Herausforderungen, die die Stromproduktion in diesem Sommer abermals gefährden. Derweil warnen französische Forscher_innen vor dem neuen Atomprogramm Frankreichs. Die Bedenken um das AKW Cattenom wachsen.

Die Besorgnis über das französische Kernkraftwerk Cattenom nimmt weiter zu, insbesondere bei den Menschen in Luxemburg und Deutschland. Mehr als 500 Akademiker_innen und Wissenschaftler_innen aus Frankreich haben einen Aufruf zur Ablehnung des neuen französischen Atomprogramms unterzeichnet. In diesem Aufruf warnen sie vor den Gefahren der Atomenergie und stellen deren Eignung zur Begrenzung der Klimakatastrophe in Frage. Die Unterzeichner_innen betonen dabei vor allem die extremen Auswirkungen auf die Umwelt.

Die französische Regierung hat jedoch bereits beschlossen, die Atomindustrie auszubauen und in den nächsten Jahren sechs neue EPR2-Reaktoren der neuen Generation zu bauen, mit der Möglichkeit, weitere acht zu errichten (wir berichteten). Dies stößt auf Widerstand und Kritik von den Expert_innen, die die Risiken und Nachteile dieser Energiequelle hervorheben.

Ein zentrales Anliegen der Wissenschaftler_innen ist die Kritik am enorm hohen Wasserverbrauch der Atomkraftwerke. In Frankreich ist die Kühlung der Reaktoren nach der Landwirtschaft und dem Trinkwasserverbrauch die drittgrößte wasserverbrauchende Aktivität. Die Verknappung von Süßwasser, die Verringerung der Fließgeschwindigkeit der Flüsse und die Gefahr von Überflutungen aufgrund des steigenden Meeresspiegels und extremer Wetterereignisse machen den Betrieb von Atomkraftwerken äußerst problematisch, so die Expert_innen.

In diesem Zusammenhang sind die aktuellen Informationen von Eylert Ellefsen, Senior Analyst bei Montels Energy Quantified (EQ), umso alarmierender. Demnach liegt der Wasserstand an der Mosel derzeit zwar noch knapp über dem Mindestwert von 18 Kubikmetern pro Sekunde, aber immer noch besorgniserregend niedrig. Mit nur 25,3 Kubikmetern pro Sekunde, was lediglich 40% des Normalwerts entspricht, ist deutlich zu erkennen, wie die fortschreitende Klimakatastrophe die Wasserressourcen beeinflusst und damit auch die Atomenergie bedroht.

Diese bedenkliche Situation am AKW Cattenom verdeutlicht die Gefahren und Risiken der Atomenergie in Zeiten der Klimakatastrophe. Die zunehmende Dürre und Hitze führen zu niedrigen Wasserständen und beeinträchtigen die Kühlung der Reaktoren. Dies wirft weitere Fragen zur Sicherheit und angeblichen “Nachhaltigkeit” der Atomkraft auf.

Die Bedenken und Warnungen der Wissenschaftler_innen und Expert_innen erweisen sich somit auch dieses Jahr als aktuell und verdeutlichen, dass die Atomenergie keine Rolle als Energiequelle im Kontext der Klimakatastrophe spielen sollte. Erneuerbare Energien wie aus Solar oder Windkraft bieten dagegen sichere und umweltfreundliche Optionen zur Energiegewinnung, die unabhängig von den Auswirkungen der fortschreitenden Klimakatastrophe sind und keine Fragen wie etwa zur Endlagerung für hunderttausende Jahre aufwerfen.

Die Situation am AKW Cattenom an der Mosel, und auch anderen Standorten wie Chooz (an der Meuse), St. Alban (an der Rhone) oder Golfech (an der Garonne), sollten Frankreich als Warnung dienen und dazu anregen, erneut über die Zukunft der Energieerzeugung nachzudenken und zu diskutieren sowie bisherige Beschlüsse infrage zu stellen und die Pläne zu widerrufen. Trotz der offensichtlichen Risiken und der Abhängigkeit von Wasserressourcen setzt Frankreich, neben einigen anderen Ländern, weiterhin auf den Ausbau der Atomkraft. Und das obwohl Atomkraftwerke mit immer größeren Herausforderungen konfrontiert sind, wohingegen erneuerbare Energien eine billige, zuverlässige und klimafreundliche Alternative bieten.