Jodtabletten als politische Beruhigungspille? Ein Kommentar.

Von | 22.08.2019

Zur Meldung der tagesschau von heute (“Deutschland stockt Jodtabletten-Vorrat auf“), unsere Einschätzung:

Foto einer Jodtablette-Packung
Foto: Erhard Renz, Lizenz: CC BY 2.0

Jodtabletten sollen von den Behörden verteilt werden, wenn ein atomarer Unfall eintritt – gleichzeitig soll die Bevölkerung sich jedoch in einem solchen Falle gut einschließen, am besten im Keller. Dort sollen sie sich über Internet, Telefon- und Radio / TV informieren. Wie der Empfang dieser Medien gewährleistet sein soll ist fraglich, auch weil im Falle eines Super-GAUs mit einem großflächigen Stromausfall und dem Zusammenbruch der Telefonnetze zu rechnen ist. An eine Abholung von Jodtabletten ist nicht zu denken.

Doch selbst, wenn man die Tabletten bereits zuhause hat – in Luxemburg wurden diese an alle Haushalte vorab verteilt – hilft das wenig. In Trier, Aachen, dem Land Luxemburg und anderen Gebieten in der Nähe von grenznahen ausländischen AKWs müsste man die Jodtabletten ca. 1 Stunde BEVOR etwas in Cattenom oder dem entsprechenden AKW passiert ist einnehmen, da der Wind die Radioaktivität schneller zu uns trägt, als die Wirkung der Medikamente einsetzt. Das ist unmöglich. Und ohne einen Unfall darf man diese Medikamente keinesfalls einnehmen.

In anderen Gebieten müsste das Jod punktgenau wenige Stunden vor dem Eintreffen der radioaktiven Wolke eingenommen werden, um die Aufnahme von radioaktivem Jod zu verhindern – es kommt also auch dort höchstwahrscheinlich zu spät.

Überdies schützt es, falls rechtzeitig eingenommen, nur vor radioaktivem Jod und nicht vor allen anderen radioaktiven Stoffen mit ihren verheerenden Auswirkungen.

Und nur gesunde Kinder, Jugendliche und Erwachsene bis 45 Jahre sollen die Tabletten einnehmen, vgl. https://muettergegenatomkraft.de/jodtabletten.html.

Wir haben grundsätzliche Kritik an den Katastrophenschutzplänen, wie denen der ADD Trier, da sie die Atomgefahr implizit verharmlosen und eine Schutzillusion aufbauen, siehe dazu auch unseren Artikel über den Katastropenschutz.

Würde man stattdessen diese Zeit, Geld und Energie investieren, um die rechtswidrigen AKW, die ohne Genehmigung laufen, durch Klagen still zu legen (und das sind sehr viele in Europa: mindestens 34 Stück wie kürzlich bekannt wurde), wäre den Menschen wesentlich mehr geholfen.

Die einzig wirklich sinnvolle Vorsorge ist Abschalten und Stilllegen aller atomaren Anlagen in Europa und weltweit, dafür gilt es sich zu engagieren!