Bericht + Fotos von der Mahnwache 2021 zum Gedenken an die Atomkatastrophe von Fukushima

Von | 11.03.2021

Mahnwache für Stilllegung der Atomkraftwerke statt „mentale Dekontaminierung”

Am 11. März 2021 jährte sich die Atomkatastrophe von Fukushima zum 10. Mal. Das Antiatomnetz Trier demonstrierte zum Gedenken daran auf dem Kornmarkt in Trier und kritisierte den Umgang der japanischen Regierung mit der “andauernden Katastrophe”. Gleichzeitig erneuerten die Atomkraftgegner ihre Forderung, eine echte Energiewende einzuleiten und alle Atomanlagen weltweit stillzulegen. 

Mit Blick auf das nur 42 km von Trier entfernte AKW Cattenom wurde die sofortige Stilllegung des Pannenreaktors gefordert. Angesichts der Landtagswahl sei es entscheidend, welche Parteien sich nicht nur gegen Cattenom aussprächen, sondern welche sich auch tatsächlich und beständig für die Stilllegung von Atomanlagen wie Cattenom und Bure einsetzten und die Energiewende als vorrangiges Ziel begriffen.

Dezernent Andreas Ludwig von der Stadt Trier besuchte die Mahnwache und betonte: “Cattenom an der Grenze ist unser Problem. Ich bin am Ball die französischen Vertreter bei den Treffen der lokalen Informationskommission (CLI) zu überzeugen, regenerative Energien auszubauen.”

“Obwohl die japanische Regierung und die Internationale Atomenergie-Organisation die Auswirkungen und Folgen des Super-GAUs kleinreden, sprechen die Fakten für sich: Von Normalität in der verstrahlten Region um Fukushima kann keine Rede sein.” so Elisabeth Quaré vom Antiatomnetz.
Mehr als 170.000 Menschen mussten wegen der atomaren Bedrohung evakuiert werden, viele sind bis heute Flüchtlinge im eigenen Land und  können nicht in ihre Heimat zurück– und immer noch sind Teile der Region verstrahlt, gesperrt und somit unbewohnbar, erläuert das Antiatomnetz die noch andauernde Katastrophe. “Die havarierten Reaktoren geben nach wie vor radioaktive Materialien in die Umwelt ab. Die innerhalb dieses Jahrzehnts vom Betreiberkonzern Tepco versprochene Bergung des verschmolzenen Kernbrennstoffs von 2 Reaktoren ist wegen extrem hoher Strahlung nach wie vor ausgeschlossen. Außerdem müssen die havarierten Reaktoren weiterhin ständig gekühlt werden. Tepco weiß nicht mehr wohin mit dem radioaktiv kontaminierten Wasser und drängt auf eine Genehmigung, es ins Meer einzuleiten.”

In einem Redebeitrag der Japanerin Yu Kajikawa (Sayonara Nukes Berlin) für die Mahnwache in Trier beklagt diese, dass die japanische Regierung die betroffene Bevölkerung nicht unterstützt oder vor weiteren Gefahren durch Strahlen schützt: “Sie wollen lieber die Angst der Bevölkerung bekämpfen, nicht etwa durch genauere gesundheitliche Untersuchungen oder korrekte Messungen von radioaktiver Kontamination von Böden, Gewässern und Luftraum, sondern durch eine Reihe von Kampagnen mit einer Bezeichnung, die mich im höchsten Maße empört, nämlich „mentale Dekontaminierung“.”
Frau Kajikawa warnt: “Nach Tschernobyl mag man gedacht haben: So etwas war nur in der Sowjetunion möglich! Nach Fukushima habt ihr vielleicht gedacht: Zum Glück gibt es bei uns weder Erdbeben dieser Größe noch Tsunamis. Aber diese Zuversicht ist nur ein Wunschdenken, denn wie kann man so sicher sein? Menschliches Versagen, veraltete Geräte oder verschlissene Bauteile könnten genauso verheerende Reaktorunfälle verursachen.”

“Die Folgen dieser Atomkatastrophe dauern noch an, bedrohen weiterhin Mensch und Umwelt und verschlingen Milliardensummen.” so auch die Kritik des Antiatomnetzes, das auch auf die Gefahren des grenznahe Atomanlage Cattenom verweist: “Die Laufzeit des Pannenmeilers in Cattenom soll um weitere 10 Jahre verlängert werden. Das klar ungeeignete Endlagerprojekt Bure (Lothringen) soll den Weiterbetrieb aller französischen Meiler absichern. Aus Lingen werden weiterhin gefährliche AKW in Nachbarländern mit Brennelementen beliefert. Die von der französischen Atomaufsicht verlangte Nachrüstung seiner alten AKW kann EDF weder personell noch finanziell leisten und wird die Sicherheit der nicht für längere Laufzeiten ausgelegten Reaktoren nicht wirklich erhöhen.“

2011 wurden als direkte Folge der Fukushima-Katastrophe und der Massenproteste in Deutschland acht Reaktoren abgeschaltet. Doch sechs Atomkraftwerke sind auch zehn Jahre danach noch am Netz, dazu Fabrizio Barbi vom Anti-Atom-Netz: „Die Risiken der alten Anlagen werden mit jedem Tag größer. Zudem wird weiter Atommüll produziert, von dem niemand weiß, wie er über Jahrtausende sicher gelagert werden kann. Deshalb müssen die Atomkraftwerke jetzt abgeschaltet werden und nicht erst Ende 2022. Jeder Tag kann der eine Tag zu viel sein!”

Markus Pflüger vom Antiatomnetz Trier ergänzt:  „Statt der Atomindustrie noch mehr Geld in den Rachen zu werfen und noch mehr Atommüll zu produzieren, sollte auch Frankreich endlich die überfällige Energiewende einleiten. Atomkraft ist kein Ausweg aus der Klimakrise, sondern ersetzt ein Übel durch ein anderes. Wir fordern die sofortige Abschaltung aller Atomanlagen!“

Fotos von der Veranstaltung zur freien Verwendung: