Small Modular Reactors (SMRs) haben in den letzten Jahren aufgrund ihrer vermeintlichen Vorteile wie geringere Kosten und Flexibilität in der Größe viel Aufmerksamkeit erhalten. Gerade jetzt, nachdem endlich die letzten drei AKWs abgeschaltet wurden, gilt ihnen wieder verstärkte Aufmerksamkeit. Allerdings sind SMRs alles andere als eine perfekte Lösung für die Energieversorgung.
Eines der Hauptprobleme von SMRs ist die Entsorgung radioaktiver Abfälle. Diese stellt nach wie vor eine extrem langfristige und kostspielige Herausforderung dar. Da SMRs wie alle Atomreaktoren radioaktive Abfälle produzieren, ist es unvermeidlich, dass auch dieser Abfall sicher gelagert werden muss. Die Lagerung und Entsorgung radioaktiver Abfälle ist jedoch mit erheblichen Risiken und Gefahren verbunden, da die Abfälle Zigtausende von Jahren strahlen werden und damit auch eine Bedrohung für zukünftige Generationen darstellen. Diese ungelöste Frage der Endlagerung stellt zudem nicht nur ein Risiko für die Umwelt und die öffentliche Gesundheit dar, sondern verschlechtert auch die Klimabilanz der Atomindustrie erheblich, was in den CO2 Berechnungen für Atomstrom regelmäßig unterschlagen wird.
Ein weiteres Problem ist das hohe Risiko von Störfällen und Unfällen, die bei der Nutzung von SMRs auftreten können. Obwohl SMRs als “sicherer” als herkömmliche Atomkraftwerke angesehen werden, gibt es immer noch ein gewisses Risiko von schwerwiegenden Unfällen, die katastrophale Auswirkungen haben.
Darüber hinaus besteht das Risiko, dass SMRs zur Produktion von waffenfähigem Material verwendet werden können. Wenn SMRs nicht ordnungsgemäß kontrolliert werden, kann dies zu einer Proliferation, d.h. der massiven Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen (Atomwaffen) führen. Dies ist ein sehr reales Risiko, das nicht unterschätzt werden darf.
Zudem gibt es auch das Risiko von terroristischen oder kriegerischen Angriffen auf SMRs. Atomkraftwerke sind potenzielle Ziele für terroristische Gruppen und feindliche Staaten, die sie als leicht zugängliche Ziele ansehen, um schwere Schäden anrichten und Panik auslösen zu können. Dieses Risiko wird besonders deutlich, wenn man den aktuellen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine betrachtet. Russland führt regelmäßig Angriffe auf ukrainische Städte und Infrastruktur durch. In diesem Zusammenhang haben russische Truppen ukrainische Atomkraftwerke beschossen und deren Stromversorgung unterbrochen, was in letzter Konsequenz zu einer Kernschmelze führen kann. Diese Angriffe sind ein alarmierendes Beispiel dafür, wie leicht Atomkraftwerke ins Visier von bewaffneten Konflikten geraten können. Es verdeutlicht auch das Risiko, dass SMRs in Zukunft Ziel von Angriffen werden könnten, insbesondere wenn sie aufgrund ihrer Größe und Flexibilität dezentralisiert und in der Nähe von städtischen Gebieten gebaut werden.
Oft wird bei der Diskussion um die Klimafreundlichkeit von Atomkraftwerken und SMRs ein entscheidendes Detail außer Acht gelassen: die unglaubliche Energie, die für die Gewinnung und Aufbereitung von Uran sowie die Entsorgung von radioaktiven Abfällen benötigt wird. Insbesondere bei der Urangewinnung handelt es sich um einen extrem energieintensiven Prozess, der in der Regel mit fossilen Brennstoffen betrieben wird. Viele Uranvorkommen weisen nur sehr geringe Konzentrationen auf. Das bedeutet, dass enorme Mengen an Gestein abgebaut und verarbeitet werden müssen, um genügend Uran zu gewinnen. Und das verbraucht erhebliche Mengen an Energie. Doch das ist noch nicht alles. Die Urangewinnung findet häufig in Ländern statt, in denen Umwelt- und Arbeitsstandards weit weniger streng sind als in anderen Teilen der Welt. Es kommt daher oft zu enormen Umweltverschmutzungen und gesundheitlichen Schäden für die lokale Bevölkerung. Angesichts all dieser Faktoren ist es offensichtlich, dass Atomkraftwerke in Wirklichkeit keine umwelt- oder gar klimafreundliche Energiequelle sind, wenn man die gesamte Kette von der Urangewinnung bis zur Endlagerung berücksichtigt.
Die Nachteile und Risiken von SMRs sind beträchtlich und können nicht einfach ignoriert werden. Es scheint, dass die Atomindustrie gerne nur einen Teil der Geschichte erzählt und die unangenehmen Wahrheiten lieber verschweigt. In Anbetracht dieser Risiken sollten SMRs keinesfalls als sicher oder verantwortungsvoll betrachtet werden, sondern als eine weitere Bedrohung für die öffentliche Sicherheit und die Umwelt. Es gibt bessere Alternativen zur Energieversorgung: Erneuerbare Energien, die langfristig eine nachhaltige, günstige und sichere Energieversorgung gewährleisten, ohne die Gefahren und Risiken der Atomenergie. Die Erneuerbaren müssen jetzt rasch ausgebaut und um Speichertechnologien ergänzt werden.
Weitere Infos zu dem Thema gibt es auf umweltFAIRaendern.de: Neue Atomreaktoren? Formulierte Erwartungen können “insgesamt nicht als realistisch eingeschätzt werden” stellt neue Studie fest